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Müllchaos in Neapel verschärft sich

17.05.2008, 09:49

Neapel/dpa. - Trotz monatelanger Notstandsmaßnahmen verschärft sich die Müllkrise in der süditalienischen Metropole Neapel und der Region Kampanien wieder.

In der Nacht zum Samstag musste die überforderte neapolitanische Feuerwehr mehr als 100 brennende Müllberge löschen, die von erbosten Bürgern angesteckt worden waren. Die Feuerwehren sind äußerst belastet und können angesichts der steigenden Zahl von Brandstiftungen nicht jedes Feuer löschen.

Im Stadtrandviertel Barra flogen - in Anwesenheit eines TV-Teams - Steine gegen die Feuerwehr. «Sie attackieren auch uns wegen der Müllberge in den Straßen», sagte ein Feuerwehrmann, «das war nicht das erste Mal, dass sie versucht haben, uns anzugreifen, und ich befürchte, dass es auch nicht das letzte Mal gewesen sein dürfte.»

Die steigenden Temperaturen machen das Problem der stinkenden Müllberge nur übler. In den Straßen der Millionenstadt türmen sich bis zu 5000 Tonnen Müll. In der schlimmsten Zeit der Müllkrise im Januar waren es etwa 7000 Tonnen. Neapolitaner berichteten, in manchen Straßen seien die Müllberge Hunderte von Metern lang.

In Neapel richten sich Bürgerproteste auch gegen den Plan der Kommune, eine weitere Mülldeponie am Stadtrand einzurichten. Der neue italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi will die Abfallkrise zu einer Priorität seiner Politik machen und das Problem am kommenden Mittwoch mit seinem Kabinett in Neapel beraten.

Vor kurzem hatte die EU-Kommission die Regierung wegen der «dramatischen Abfallkrise» verklagt, so dass Italien eine Strafe in Millionenhöhe drohen könnte. Der Müll war erstmals im Frühjahr 2007 wochenlang liegen geblieben. Seit Weihnachten 2007 wiederholte sich der Skandal. Nach Ansicht der EU-Kommission hat sich die Lage nach Einsetzung eines «Kommissars zur Behebung des Müllnotstands» zwar etwas entspannt, aber die Maßnahmen reichten nicht aus.