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Mordfall Jürgen Ponto Mordfall Jürgen Ponto: Ex-RAF-Mitglied Albrecht unterrichtet Kinder in Bremen

Von Oliver Pietschmann 25.07.2007, 11:17

Bremen/dpa. - Eine Ex-Terroristin als Lehrerin, Kinder in derObhut eines ehemaligen Mitglieds der «Roten Armee Fraktion» - kurz vor der Landtagswahl in Bremen im Mai Grund genug für einenAufschrei. «Die Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder von RAF-Terroristen unterrichtet werden», empörte sich der damalige CDU-Spitzenkandidat Thomas Röwekamp. Kollektives Kopfschütteln bei derpolitischen Konkurrenz im linken Lager - unterrichtet das frühereRAF-Mitglied Susanne Albrecht mit einer neuen Identität doch schonseit Jahren in der Hansestadt Kinder. Die Resozialisierung derfrüheren Terroristin im Bremer Bildungswesen sollte für die Union inder heißen Wahlkampfphase ein Ass im Ärmel werden, doch dem kurzenAufschrei folgte schnell Stille.

Die Lehrstunden für Migrantenkinder von Albrecht sind seit Jahrenbekannt, ein «alter Hut», konterte die SPD Attacken des damaligenKoalitionspartners. Schnell sprachen sich auch die Eltern für eineFortsetzung der Beschäftigung Albrechts aus, trotz ihrer bewegtenVergangenheit.

«Hier ist die Susanne.» Mit diesen Worten hatte Susanne Albrechtvor 30 Jahren den Terrorakt gegen den Dresdner-Bank-Chef Jürgen Pontoeingeleitet. Die gute Bekannte der Bankiersfamilie wurde zur«Türöffnerin» für das RAF-Kommando mit Christian Klar und BrigitteMohnhaupt. Kurz nachdem Ponto aus seiner Villa in Oberursel beiFrankfurt trat, fielen die tödlichen Schüsse. Für Susanne Albrechtfolgte die Lossagung von der RAF, Flucht, ein Leben mit falscherIdentität in der DDR und nach dem Mauerfall schließlich dieVerhaftung und der Prozess - 13 Jahre nach den Todesschüssen.

«Die gefährlichste Terroristin Deutschlands - wie von den Gazettenso oft beschrieben - war sie nie», sagte der Richter über Albrecht.Zu diesem Zeitpunkt saßen ihre früheren Komplizen Klar und Mohnhaupt- zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt - bereits hinter Gittern.Die im März 1951 in Hamburg geborene Albrecht wurde zu zwölf JahrenHaft verurteilt. «Was ich gemacht habe, ist nicht wieder gut zumachen», sagte sie in ihrem Prozess. Über ihrer Zeit bei der RAFsprach von einer «ideologischen und moralischen Verstrickung». Nachsechs Jahren wurde sie 1996 auf Bewährung freigelassen, weil sie sichglaubhaft vom Terrorismus losgesagt hatte.

Anders als bei der ebenfalls entlassenen Mohnhaupt ist beiAlbrecht bekannt, wo sie lebt. Mit falscher Identität wird sie auchin Zukunft Migrantenkinder in Bremen Deutschunterricht geben. Eine«Einmischung» ist nach Angaben des Senats nicht erwünscht - dieResozialisierung soll nicht gefährdet werden.