Montenegro Montenegro: Brisantes Wahlergebnis
Lieber Wahlen als Gewalt, lieber ein knappesErgebnis als ein gefälschtes - und doch trägtdas Resultat der Wahlen in Montenegro denKeim eines neuen Krieges in sich. Die Verfechtereines souveränen Montenegros haben nur sehrknapp gesiegt. Ähnlich knapp dürfte das eigentlicheReferendum über die Unabhängigkeit ausfallen,das Präsident Milo Djukanovic angekündigthat.
Die Gefahr, die derzeit von einem weiterenZerfall des Bundesstaates Jugoslawien ausgeht,gebietet eine Verschiebung der Unabhängigkeitsfrageauf unbestimmte Zeit. Denn die Wähler habenDjukanovic kein klares Mandat für eine Abspaltunggegeben. Wer die Meinung von fast der Hälfteder Bevölkerung missachtet, provoziert genauden Nationalismus und die Gewalt, die denBalkan seit 1990 erschüttern. Bei der AuflösungJugoslawiens hat außerdem Serbien ein Mitspracherecht.Auch dort müssten die Wähler befragt werden.
Aus der internationalen Perspektive scheintein unabhängiges Montenegro noch weniger wünschenswert.Die Abspaltung der autonomen Region Vojvodinain Nordserbien oder des moslemischen Sandschakim Osten könnte folgen, die Verfechter einesunabhängigen Kosovo und eines dritten - kroatischen- Teilstaates in Bosnien würden ermutigt.Der Keim für neue Konflikte wäre gelegt -von Mostar und Sarajevo über Novi Sad, Belgrad,Podgorica und Pristina nach Skopje.