Montags-Demonstrationen Montags-Demonstrationen: Oskar Lafontaine geißelt in Leipziger Rede «Hartz IV»

Leipzig/dpa/MZ. - Das Ei verfehlte ihn aber; der 38-jährige Werfer aus Leipzig wurde vorläufig festgenommen.
Lafontaine forderte zur Fortsetzung der Protestegegen Hartz IV auf. Wenn den unteren Schichtender Bevölkerung Geld weggenommen werde, dannmüssten die Bürger sagen "Wir sind das Volk".Die Arbeitsmarktreform der Bundesregierungsei ein Täuschungsmanöver. "Alle müssen indie Kassen des Sozialstaates einzahlen - auchdie Besserverdienenden", sagte er.
Lafontaines Auftritt in Leipzig wurde vonder SPD scharf gerügt. Generalsekretär KlausUwe Benneter warf ihm unsolidarisches Verhaltenvor, sprach sich jedoch gegen einen Partei-Ausschlussaus: "Wir werden ihn aber nicht zum Märtyrermachen." Bundeskanzler Gerhard Schröder merktean, jeder habe Gelegenheit, "sich selbst zudiskreditieren". Schröder hatte zuvor betont,der Reformprozess in Deutschland werde nichtabgebrochen. Unter seiner Verantwortung würdendie notwendigen Veränderungen vorangetrieben,sagte er der ARD.
Der SPD-Vorsitzende FranzMüntefering rief auf einer Parteiveranstaltungin Potsdam dazu auf, Ost und West in Deutschlandnicht weiter auseinander driften zu lassen.Manchmal entstehe der Eindruck, es handelesich um "zwei assoziierte Staaten". Auch WirtschaftsministerWolfgang Clement (SPD) mahnte mehr Dialogbereitschaftbei den Reformgegnern an. Die wirtschaftlicheEntwicklung in Ostdeutschland sei besser,als es den Anschein habe. Die CDU-VorsitzendeAngela Merkel warnte: "So lange wir die Schuldimmer beim jeweils anderen suchen, gibt esdie Gefahr, dass die Kluft zwischen Ost undWest wächst."
In ganz Deutschland gingen wie schon in derVorwoche erneut mindestens 70000 Menschenauf die Straße, wobei die Proteste erneutvorwiegend in den neuen Ländern stattfanden.

