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Mittelmeer Mittelmeer: 10 000 tote Flüchtlinge in zehn Jahren

04.07.2007, 06:15

Brüssel/dpa. - Allein im Juni seien in der Straße von Sizilien insgesamt 210 Menschen ertrunken oder als vermisst gemeldet worden, sagte Paolo Artini vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR nach Parlamentsangaben.

Artini wies im EU-Innenausschuss auf offene rechtliche Fragen bei der Seenot-Rettung und eine mangelhafte Zusammenarbeit der EU-Staaten hin. Dies führe zu Fällen von unterlassener Hilfeleistung. Der UNHCR-Vertreter in Rom erinnerte an den Fall von 53 Afrikanern, die am 21. Mai von einem Flugzeug im Mittelmeer geortet worden waren: «Ihr Schicksal ist weiterhin unbekannt.»

Der EVP-Abgeordnete Simon Busuttil aus Malta meinte, diese Tragödie habe sich in libyschen und nicht in maltesischen Gewässern abgespielt. Der Ausschussvorsitzende Jean-Marie Cavada von den Liberalen rief die EU-Staaten auf, ihre internationalen Verpflichtungen zu Rettung Schiffbrüchiger zu erfüllen. Vertreter Zyperns, Spaniens und Griechenlands forderten den Angaben zufolge ein «System der geteilten Verantwortung» in solchen Fällen.

«Weniger als ein Prozent der illegalen Einwanderer, die nach Spanien kommen, beantragen Asyl - die meisten kommen aus wirtschaftlichen Grünen», sagte der spanische Diplomat Eugenio Burgos Nieto dem Ausschuss. Menouar Alem von der marokkanischen EU-Vertretung in Brüssel betonte, dank einer engeren Zusammenarbeit mit Spanien sei die Zahl illegaler Ausreisen von Marokko nach Europa im vergangenen Jahr um 60 Prozent zurückgegangen.

Seit die Wege von Marokko nach Spanien strenger kontrolliert wurden, wagten viele Migranten die gefährlichere Überfahrt von der afrikanischen Westküste auf die kanarischen Inseln. Auf dem Mittelmeer verschieben sich die Fluchtwege ebenfalls. In diesem Jahr kamen UNHCR-Fachmann Artini zufolge bisher 5200 Menschen illegal nach Italien - etwa 30 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2006. Zugleich habe sich die Zahl der Ankömmlinge auf Malta mit rund 700 vervierfacht, sagte Artini den Angaben zufolge.