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Migrationsbericht der Regierung  Migrationsbericht der Regierung : Deutschland wächst dank Zuwanderern

20.01.2015, 18:21

Berlin - Deutschland wird immer attraktiver für Zuwanderer. 1,2 Millionen Menschen sind im Jahr 2013 aus dem Ausland zugezogen, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das geht aus einem Entwurf für den jüngsten Migrationsbericht der Bundesregierung hervor, der an diesem Mittwoch im Kabinett beraten werden soll. Damit stieg die Zahl der Zuwanderer im Vergleich zum Vorjahr um 150.000. Die Bundesrepublik sei in Europa nach wie vor ein Hauptzielland von Migration und habe an Attraktivität noch hinzugewonnen, heißt es in dem Bericht, wie die Passauer Neue Presse vorab berichtete.

Da gleichzeitig allerdings auch mehr Menschen als in den Jahren zuvor Deutschland verlassen haben – die Zahl stieg um zwölf Prozent auf rund 800.000 –, relativiert sich die Zahl etwas. Dennoch wuchs die Bevölkerung in Deutschland damit unter dem Strich noch immer um 430.000 Menschen, auch das ist der höchste Wert seit 20 Jahren.

Mehr als drei Viertel der Zuwanderer kamen aus europäischen Ländern, auch dieser Trend verfestigt sich. Hauptherkunftsländer waren Polen (16 Prozent), gefolgt von Rumänien und Italien. Weil vor allem die Mittelmeerländer nach wie vor mit den Folgen der Eurokrise kämpfen, verlassen auch immer noch viele junge Spanier und Griechen ihre Heimat Richtung Deutschland.

Verjüngungskur für Deutschland

Laut Bundesregierung haben von den 80,6 Millionen Einwohnern in Deutschland inzwischen 15,9 Millionen einen Migrationshintergrund; fast die Hälfte von ihnen sind Ausländer. Die Migranten tragen wesentlich zur Verjüngung bei, denn mehr als zwei Drittel von ihnen waren im Jahr 2013 jünger als 45 Jahre. Im Rest der Bevölkerung war das nur knapp jeder zweite.

Leicht zurückgegangen ist dagegen der Zuzug von Fachkräften und Hochqualifizierten aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Waren es im Jahr 2012 noch 27.000, kamen ein Jahr später nur noch 24.000; das ist nach Ansicht der Experten vor allem darauf zurückzuführen, dass Kroatien 2013 der EU beigetreten ist – von dort kommen viele qualifizierte Arbeitnehmer.

Kaum überraschend, hat die Zahl der Asylanträge im Jahr 2013 stark zugenommen. „Seit 2007 steigen die Asylantragszahlen wieder an“, heißt es in dem Entwurf. Demzufolge wurden 109.600 Erstanträge auf Asyl gestellt, das ist ein Anstieg von fast 70 Prozent. Knapp 40 Prozent der Antragsteller kamen aus Europa, 38 Prozent aus Asien und 20 Prozent aus Afrika.

Seit der vergangenen Woche ist auch die Zahl der Asylanträge aus dem vergangenen Jahr bekannt: 2014 beantragten 202 834 Menschen Asyl, vor allem wegen des seit fast vier Jahren anhaltenden Bürgerkriegs in Syrien kommen immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland.

Erst am vergangenen Wochenende hatte der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, die Politik aufgefordert, endlich ein Einwanderungsgesetz auf den Weg zu bringen. „Ich empfehle den Parteien, sich auf ein Zuwanderungsgesetz zu verständigen“, sagte er. Traditionelle Einwanderungsländer hätten möglicherweise Lösungen, an denen sich Deutschland orientieren könne. Dem widersprach Unionsfraktionschef Volker Kauder. „Wir brauchen kein neues Ein- oder Zuwanderungsgesetz“, sagte er. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen mahnte er: „Wir müssen die Flüchtlinge, die zu uns kommen, aufnehmen und uns um sie kümmern.“ Dabei müssten sehr schnell die Voraussetzungen geschaffen werden, dass junge Menschen in Ausbildung und Arbeit kommen. Die Regierung prüfe, ob dazu Gesetze nötig seien. (red/mit afp)