Migration Migration: Türkei ist Drehscheibe für Menschenschmuggel
Istanbul/dpa. - Italien und die Türkei verbindet nicht nur das Mittelmeer, sondernauch das Schicksal, erste Anlaufstelle für unerwünschte Zuwandererund Tummelplatz für Menschenschlepper zu sein. Innenminister RüstüKazim Yücelen warb erst kürzlich bei einem EU-Ministertreffen inBrüssel um Verständnis für die schwierige Lage seines Landes, das9683 Kilometer Grenze zu überwachen habe. Sie ist «völligdurchlöchert», wie die Zeitung «Cumhuriyet» bemerkte. Löcher weisenallerdings auch türkische Gesetze auf, die eine wirksame Verfolgungder Schleuserkriminalität bislang kaum ermöglichen.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in einer der östlichenProvinzen, in Van, Erzurum, Agri oder Sirnak, illegale Zuwanderer ausLastwagen oder Bussen herausgeholt werden. Sammelstellen für Illegalefür die Weiterfahrt Richtung EU-Länder sind vor allem dieWestprovinzen am Ägäischen Meer. Von dort aus versuchen Gruppen immerwieder, selbst mit Schlauchbooten auf eine der vielen griechischenInseln zu gelangen. Neun Hubschrauber und zwei Aufklärungsflugzeugesollen von Mai an, wenn mit Beginn der SommermonateMenschenschmuggler ihren dunklen Geschäften besonders intensivnachgehen, an den Küsten Patrouille fliegen.
Die «Vorarbeit» beginnt allerdings im Hinterland, wo dieGendarmerie nicht selten nach Hinweisen aus der BevölkerungSammelstellen von manchmal mehreren hundert Flüchtlingen aushebt.Allein in den vergangenen Tagen gingen der Gendarmerie in derSüdtürkei 327 Menschen in einem kleinen Küstenort bei Adana ins Netz,die Schlepper versteckt unter Lastwagenplanen ans Mittelmeer gekarrthatten. In einem abgelegenen Haus unweit des ägäischen TouristenortesKusadasi wurden 148 Flüchtlinge in Gewahrsam genommen und dreiMinibusse sichergestellt.
An der felsigen Südwest-Küste bei Fethiye fielen der Gendarmeriemehr als 400 Illegale in die Hände, die Schleuser in mehreren Bussenaus Istanbul dorthin gebracht hatten. Ziel der Reise: Italien. Diemeisten der Aufgegriffenen waren übrigens Türken, die nach einerZahlung einer Geldstrafe wieder nach Hause geschickt wurden.