Merkel zu Besuch auf Bushs Privatranch
Berlin/dpa. - Bundeskanzlerin Angela Merkel ist heute erstmals auf der Privat-Ranch von US-Präsident George W. Bush in Texas zu Besuch. Bei dem 20-stündigen Aufenthalt geht es insbesondere um das weitere Vorgehen im Atomstreit mit dem Iran und die Zukunft der serbischen Provinz Kosovo, die nach Unabhängigkeit strebt.
Die Kanzlerin strebe eine enge Abstimmung mit der US-Regierung in der Reaktion auf internationale Krisen an, hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Schon vor ihrer Abreise machte Merkel deutlich, dass sie einen Militärschlag gegen den Iran ablehnt. Damit grenzte sie sich von Bush ab, der in Zusammenhang mit dem Atomstreit von der Gefahr eines «dritten Weltkriegs» gesprochen hatte. Ziel der deutschen Außenpolitik sei es, so hieß es in Berlin, dass die internationale Staatengemeinschaft weiter zusammenarbeite - insbesondere, wenn der Iran nach wie vor den Nachweis schuldig bleibe, nicht den Bau einer Atombombe vorzubereiten.
Ende November müssen die fünf Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland erneut über weitere Sanktionen gegen Teheran beraten. Mitte Dezember steht die Entscheidung über die Zukunft des Kosovo an, falls sich Serben und Kosovaren bis dahin nicht selbst auf eine Lösung für den künftigen Status der serbischen Provinz einigen.
Neben dem Nahost-Konflikt wird Merkel auch möglicherweise den deutschen Wunsch nach einem Sitz im UN-Sicherheitsrat ansprechen. Bush signalisierte allerdings bereits, dass er zunächst Deutschland nicht ausdrücklich als einen von den Amerikanern bevorzugten Kandidaten nennen werde. Andererseits zeigte der US-Präsident Verständnis dafür, dass die Deutschen bei ihrer Strategie in Afghanistan blieben und nicht Truppen aus dem Norden abziehen und in den umkämpfteren Süden schicken.
Der Besuch in Crawford, auf dem Merkel von ihrem Mann Joachim Sauer begleitet wird, folgt auf eine Gegeneinladung Bushs nach der Begegnung im vorpommerschen Trinwillershagen im Juli 2006. Damals hatte Merkel Bush bei einem Wildschwein-Essen einen Eindruck von ihrem Wahlkreis rund westlich von Stralsund verschaffen wollen. Auch in Crawford soll es trotz der großen Themenpalette locker zugehen. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass die Mitglieder der deutschen Delegation ihre Krawatten zu Hause lassen sollen.