Merkel besucht "Schule der Gewalt" Merkel besucht "Schule der Gewalt": Erinnerung an die Opfer von Dachau

Berlin - Abba Naor erzählt von einem Säugling, der im Konzentrationslager geboren und wenige Tage darauf auf Geheiß der Nazis umgebracht wurde. Er sagt, viele der Wärter seien zu Hause liebevolle Familienväter gewesen: „Wenn sie glauben, die Nazis, waren unmenschlich, irren Sie sich. Sie waren Menschen wie Du und ich. Das ist das Furchtbare.“ Der Litauer Abba Naor hat zwei seiner Urenkel mitgebracht, ein Mädchen und einen Jungen. Jean Samuel erzählt vom Tag der Befreiung des KZ. Die Fahnen aller Länder hätten geweht, es sei ein „fast magischer Moment“ gewesen. Er war französischer Widerstandskämpfer, gerade mal 21 Jahre alt.
Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau sind Naor und Samuel dorthin zurückgekehrt, wo sie einst von den Nazis gefangen gehalten wurden. Dachau im Norden von München war das erste große KZ, das die Nazis einrichteten. Es galt als „Schule der Gewalt“. Über 41 000 Menschen wurden dort zwischen 1933 und 1945 ermordet.
Schriftzug „Arbeit macht frei“ weiterhin verschwunden
Zur 70. Gedenkfeier erinnert Angela Merkel an die Opfer. Sie spricht von einem Zivilisationsbruch, von den Menschen, die verfolgt und getötet worden seien, aus politischen oder religiösen Gründen. Und sie erinnert daran, dass in Dachau auch Menschen aus dem Kongo, aus Senegal und Eritrea starben. Merkel springt ins Heute, zu islamistischem Terror und Antisemitismus. Alle Kräfte in Politik und Gesellschaft müssten unmissverständlich klar machen, dass jüdisches Leben ein Teil unserer Identität sei und das Antisemitismus in Deutschland keinen Platz haben dürfe.
Vor dem Mahnmal mit einem stilisierten Stacheldraht werden Kränze niedergelegt zum Gedenken an die Opfer von einst. „Arbeit macht frei“ haben die Nazis auch in Dachau an die Tore geschrieben. Der Schriftzug ist Ende 2014 gestohlen worden. Er ist noch nicht wieder aufgetaucht. (vat)