CDU-Spitze Merkel bei Besuch im "Lycee Francais de Berlin": Entgegen der Bild-Berichterstattung habe Merkel keine neue Strategie im Umgang mit der AfD

Berlin - Selfies sind unvermeidlich, wenn Angela Merkel irgendwo auftaucht – ob bei Flüchtlingen oder bei Schülern. Sie ist das gewöhnt. Ungehalten kann die Kanzlerin werden, wenn eine ihrer seltenen Stippvisiten im „normalen Leben“ dann doch wieder für die üblichen Fragen nach der aktuellen Politik umfunktioniert wird. An diesem Dienstag aber, bei ihrem Besuch im „Lycee Francais de Berlin“, ist Merkel sogar dankbar dafür, dass die unvermeidlichen Journalisten sich nicht nur für ihren Beitrag zum zehnten bundesweiten EU-Projekttag interessieren.
So kann sie in ihrem Nebenberuf als CDU-Vorsitzende etwas aus ihrer Sicht gerade rücken. Die Bild-Zeitung hatte an diesem Morgen nämlich behauptet, sie habe in der jüngsten Sitzung des Parteipräsidiums „eine neue Strategie im Umgang mit der AfD angeregt“ und dafür geworben „verstärkt auch auf konservative Wähler rechts von der politischen Mitte“ zuzugehen. Das Blatt berief sich auf „Teilnehmerkreise“. Sitzungsteilnehmerin Merkel hält dagegen: „Es gibt keinerlei neue Strategie.“ Da sei bei einigen wohl der Wunsch Vater der Wahrnehmung gewesen, heißt es in ihrer Umgebung. CSU-Chef Horst Seehofer torpediert seit einigen Monaten Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik und versucht, die Union weiter rechts zu positionieren.
Merkel will Kurs beibehalten
Nach Informationen dieser Zeitung hat die Vorsitzende im Kreis der CDU-Spitze gesagt, was sie in diesem Zusammenhang immer wieder zu sagen pflegt: Dass die Sorgen der Wähler selbstverständlich ernst zunehmen seien. Doch der beste Weg, AfD-Wähler zurückzugewinnen, sei die Lösung der Probleme, die sie bewegten – also weiter machen auf dem eingeschlagenen Weg zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Gegen die ausgrenzende Art der Protestpartei will Merkel das einladende Wesen der CDU herausstreichen. Sie findet es „nicht sinnvoll, auf die AfD und ihre Wähler immer nur einzuprügeln“. Soviel hat Bild wohl richtig wieder gegeben. Aber Polemik ist ohnehin nicht ihre Art. Die überlässt sie anderen.
Ihrem Generalsekretär zum Beispiel. Die AfD sei weder konservativ noch patriotisch, sondern „vor allem reaktionär und autoritär“, hat Peter Tauber mit Blick auf ihren Parteitag und das neue Programm gesagt. Ihre Haltung zum Islam sei „ein Angriff auf fast alle Religionen“, erklärte der stellvertretenden CDU-Vorsitzende Armin Laschet: „Das spaltet“. Glaubt man dem Meinungsforschungsinstitut Forsa geht es mit dem rasanten Aufstieg der AfD langsam aber sicher zu ende. In seiner jüngsten Umfrage für das Magazin Der Stern verliert ist sie um einen Punkt auf neun Prozent zurückgefallen. Dagegen stieg der Union von 33 auf 34 Prozent.
Schüler sind besorgt über Erstarken des Front National
Ganz weit weg von Angela Merkels Problemen mit der Flüchtlingspolitik und dem aufhaltsamen Aufstieg der AfD bewegt sich der schulische Europa-Tag übrigens nicht. Die Schüler des französischen Gymnasiums in Berlin Tiergarten äußern sich in der Diskussion mit der Kanzlerin durchaus besorgt über das Erstarken des Front National in Frankreich - auch mit Hinblick auf die AfD in Deutschland.
Sie wolle alles daran setzen, ihren Beitrag zu leisten, damit andere politische Kräfte stärken würden als der Front National, versucht Merkel die Schüler zu beruhigen. Auch mit dieser Partei müsse man sich möglichst sachlich auseinandersetzen - „genauso wie wir jetzt auch in Deutschland Kräfte haben, die sehr negativ über die Europäische Union sprechen, wenn man mal jetzt die Programmatik der AfD sieht.“ So schließt sich der Kreis von Politik und Schule.