Menschenrechte Menschenrechte: Verfahren gegen Lynndie England überraschend geplatzt

Fort Hood/Washington/dpa. - England hatten nach US-Medienberichten im Zuge der Vereinbarungstatt 16 Jahren nur noch zwei Jahre Gefängnis gedroht. DieStaatsanwaltschaft muss jetzt entscheiden, ob sie erneut Anklageerhebt. Sollte es zu einem neuen Verfahren kommen, kann Englandwieder eine strafmildernde Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaftaushandeln.
Auslöser für das geplatzte Verfahren war der mutmaßlicheRädelsführer des Gefangenenskandals von Abu Ghoreib und frühereFreund Englands, Charles Graner. Der 36-Jährige sagte aus, dassEngland lediglich seine Befehle befolgt habe. Er habe eine Leine umden Hals eines nackten Häftlings gelegt und England gebeten, den Mannaus der Zelle zu führen, sagte Graner. Er bezeichnete es nach Angabenvon Reportern als legitime Technik und als eine Standardprozedur, umwiderspenstige Häftlinge unter Kontrolle zu bringen.
Wenn England Befehlen gefolgt sei, hätte sie sich «nicht schuldig»bekennen müssen, sagte der Richter, der schon in denvergangenen Tagen hatte Zweifel durchblicken lassen, ob die Soldatinwirklich Reue zeigt. England hatte sich am Montag in sieben von neunAnklagepunkten schuldig bekannt.
Graner erschien in Handschellen und Uniform vor Gericht undhändigte Journalisten eine handschriftliche Stellungnahme aus. Erwisse, was in Abu Ghoreib vor sich gegangen sei, und sei bestürzt,dass England sich schuldig bekannt habe, hieß es darin. Er hoffeaber, dass sie ihre Strafe damit verringern könne.
Der 36-Jährige ist Vater des Babys, das England im Oktober zurWelt brachte. Er heiratete inzwischen aber die Soldatin Megan Ambuhl,die er in Abu Ghoreib kennen gelernt hatte. Ambuhl wurde imZusammenhang mit den Missbrauchsverfahren degradiert und aus derArmee entlassen.
England soll nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN wütend aufGraner sein. So habe sie sich an den Gerichtszeichner gewandt unddiesen gebeten, auf der Zeichnung mit Graners Kopf nicht dieTeufelshörner und die Forke zu vergessen.
Vor der Aussage Graners hatte die Verteidigung versucht, Zweifelan der Schuldfähigkeit Englands zu wecken. England habe während ihrereigenen Geburt unter Sauerstoffmangel gelitten und eine Lernschwäche,sagte ein Schulpsychologe, der England vor Jahren in West Virginiauntersucht hatte, am Dienstag aus. Sie neige dazu, Anweisungen zubefolgen. Die Verteidigung versucht nachzuweisen, dass England sichden Vorgaben ihres damaligen Liebhabers nicht widersetzen konnte.