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Menschenrechte Menschenrechte: Unicef erinnert an Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

16.11.2007, 13:07
Auf einer Unicef-Pressekonferenz erzählt Hasina Akter (20, l.) aus Bangladesch, die mit 17 Jahren Opfer eines Säureanschlags wurde, ihre Geschichte. Solche Angriffe finden vor allem in Indien und Bangladesch statt, wenn jemand eifersüchtig war oder sexuell zurückgewiesen wurde. (Foto: dpa)
Auf einer Unicef-Pressekonferenz erzählt Hasina Akter (20, l.) aus Bangladesch, die mit 17 Jahren Opfer eines Säureanschlags wurde, ihre Geschichte. Solche Angriffe finden vor allem in Indien und Bangladesch statt, wenn jemand eifersüchtig war oder sexuell zurückgewiesen wurde. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Trotz der UN-Kinderrechtskonvention sind noch immer Millionen Mädchen und Jungen in der ganzen Welt schutzlos Ausbeutung und Gewalt ausgeliefert. So werden jedes Jahr rund 1,2 MillionenKinder Opfer von Menschenhändlern und fast 220 Millionen Fünf- bis 17-Jährige müssen arbeiten. Darauf wies das UN-Kinderhilfswerk UNICEF am Freitag in Berlin anlässlich des 18. Geburtstages der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen am kommenden Dienstaghin.

Unicef kritisierte aber auch in Deutschland die mangelndeDurchsetzung von Kinderrechten und forderte die Aufnahme dieserRechte in das Grundgesetz. «Wenn wir es ernst meinen mit denKinderrechten, warum haben wir dann den Tierschutz im Grundgesetz verankert, aber nicht die Kinderrechte», fragte Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen.

Trotz mehrerer Kampagnen zur Geburtenregistrierung werden denAngaben zufolge jedes Jahr weltweit rund 50 Millionen Kinder nicht erfasst. Ohne Informationen über ihr Alter können jedochSchutzgesetze nicht greifen. Zwar gehen derzeit mehr Kinder alsjemals zuvor zur Schule. Doch noch immer sind laut Unicef fast 100 Millionen Mädchen und Jungen im Grundschulalter nicht eingeschult.

Hinzu kommt, dass rund 250 000 Kinder in Armeen und Milizen alsSoldaten missbraucht werden. Weitere 1,2 Millionen Minderjährigewerden jährlich zur Prostitution gezwungen. Mädchen haben einenbesonders schweren Stand. Sie werden in vielen Ländern diskriminiertund sind brutaler Gewalt ausgesetzt. Jedes Jahr werden 1,5 MillionenMädchen an ihren Geschlechtsorganen beschnitten.

Doch auch in Deutschland können viele Kinder ihre Rechte nureingeschränkt wahrnehmen. Rund 150 000 Mädchen und Jungen unter15 Jahren werden jedes Jahr von ihren Eltern körperlich misshandelt.Unicef geht davon aus, dass jede Woche bundesweit zwei Kinder an denFolgen von Misshandlungen und Vernachlässigung sterben. LautKriminalstatistik werden pro Jahr zudem rund 20 000 Fälle vonsexuellem Missbrauch angezeigt. Die Dunkelziffer werde jedoch viermalso hoch geschätzt, hieß es.

«Deutschland hat seit Verabschiedung der Kinderrechtskonventionsehr gute Arbeit geleistet», sagte die Direktorin des Unicef-Forschungszentrums Innocenti, Marta Santos Pais. «Aber es muss auchdie Kinderrechte ins Grundgesetz aufnehmen und eine Ombudsstelleeinrichten, die die Einhaltung der Rechte überwacht.» Außerdem sollteDeutschland seine Vorbehalte gegen Teile der Konvention aufheben undFlüchtlingskindern dieselben Rechte wie einheimischen Kindern geben.Es sei inakzeptabel, dass Flüchtlingskinder ohne festenAufenthaltstitel bei der medizinischen Versorgung und bei der Bildungbenachteiligt seien.

Die Kinderrechtskonvention wurde 1989 von allen Staaten bis aufSomalia und die USA unterzeichnet. Damit garantierten die Regierungenallen Kindern das Recht auf Überleben, Entwicklung, Schutz undBeteiligung. In vielen Ländern hat sie bereits zu Gesetzesänderungengeführt. Allerdings sei ihre Wirksamkeit abhängig vom politischenWillen der Regierungen und dem Engagement der Gesellschaft, hieß es.