Mehr als 20 Tote auf russischem Atom-U-Boot
Moskau/dpa. - Bei einer Havarie auf einem atombetriebenen russischen U-Boot sind nach Militärangaben mehr als 20 Matrosen und Zivilisten an Bord getötet worden. Ursache sei vermutlich ein Defekt im Feuerlöschsystem während einer Testfahrt im Japanischen Meer.
Das teilte ein Marinesprecher am Sonntag in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax mit. Bei dem Unfall am Samstag sei der Atomreaktor nicht beschädigt worden. 21 Verletzte wurden noch auf hoher See auf ein Begleitschiff gebracht. Von den insgesamt 208 Menschen an Bord waren mehr als die Hälfte Techniker und Konstrukteure der russischen Werft.
Genauere Angaben zur Zahl der Toten machte das Militär zunächst nicht. Das weiterhin funktionsfähige U-Boot der russischen Pazifikflotte soll gegen Sonntagmittag (MEZ) einen Hafen im fernöstlichen Gebiet Primorje erreichen. Präsident Dmitri Medwedew wies noch in der Nacht die Militärführung an, die Ursachen für den Unfall auf dem 110 Meter langen U-Boot der NATO-Klasse Akula-II schnellstmöglich aufzuklären.
Vor acht Jahren waren bei einer Explosion im russischen Atom-U-Boot «Kursk» alle 118 Mann an Bord ums Leben gekommen. Auslöser war ein schadhafter Torpedo. Der damalige Präsident Wladimir Putin musste sich in seinen ersten Amtsmonaten den Vorwurf gefallen lassen, die russische Führung habe im August 2000 das Ausmaß der Katastrophe über Tage verschleiert.
Nach russischen Medienberichten soll das nun betroffene U-Boot «Nerpa» (Seehund) für die indische Marine fertiggestellt worden sein, was aber von den russischen Behörden dementiert wurde. Ersten Erkenntnissen zufolge ereignete sich der Unfall im Bugteil des Bootes. Der Atomreaktor befinde sich im Heckbereich. In U-Booten wird Feuer mit speziellen chemischen Substanzen bekämpft. Ein russischer Experte vermutete einen Programmierungsfehler oder aber eine falsche Bedienung der Technik als Ursache, meldete die Agentur RIA Nowosti.