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Medien in Kriegszeiten Medien in Kriegszeiten: Journalistinnen berichten vom Krieg im Irak

01.04.2003, 08:30
Christiane Amanpour, Internationale Chefkorrespondentin des amerikanischen Nachrichtensenders CNN, berichtet über den Ausbruch des Irak-Kriegs am 20. März 2003 (Archivbild). Die Tochter eines iranischen Geschäftsmannes und einer Engländerin war auch schon im Golfkrieg auf dem Bildschirm präsent. Aber anders als damals sind viele Kolleginnen anderer Medien ebenfalls im Kriegseinsatz. (Foto: dpa)
Christiane Amanpour, Internationale Chefkorrespondentin des amerikanischen Nachrichtensenders CNN, berichtet über den Ausbruch des Irak-Kriegs am 20. März 2003 (Archivbild). Die Tochter eines iranischen Geschäftsmannes und einer Engländerin war auch schon im Golfkrieg auf dem Bildschirm präsent. Aber anders als damals sind viele Kolleginnen anderer Medien ebenfalls im Kriegseinsatz. (Foto: dpa) CNN International

Hamburg/dpa. - Zu Beginn der 90er Jahre hieß das weibliche Gesicht des Krieges Christiane Amanpour. Wenn der amerikanische Nachrichtensender CNN über den Golfkrieg von 1991, die Tragödie in Bosnien oder die fehlgeschlagene US-Militäraktion in Somalia berichtete, war die Tochter eines iranischen Geschäftsmanns und einer Engländerin auf dem Bildschirm präsent. Auch jetzt ist sie - inzwischen Internationale Chefkorrespondentin des Senders - wieder vor Ort, wenn in Bagdad Bomben fallen und Raketen einschlagen. Aber anders als damals sind viele Kolleginnen anderer Medien ebenfalls im Kriegseinsatz; mancher Sender lässt den Irak-Krieg ausschließlich von Frauen präsentieren.

Wenn etwa der private Nachrichtenkanal n-tv nach Bagdad schaltet, ist Antonia Rados im Bild. Die 49-jährige Österreicherin, Leiterin des RTL-Studios in Paris, ist seit dem 23. Januar ununterbrochen in der irakischen Hauptstadt und dabei auch für n-tv im Einsatz. Rados verfügt wie Amanpour über eine langjährige Erfahrung als Berichterstatterin aus Krisengebieten. Sie will die Sache «bis zum Ende durchziehen», hat sie mehrfach betont. Wer über eine besondere Strategie der Sender beim Einsatz von Frauen vor der Kamera spekuliert, dem widerspricht man bei RTL entschieden. Zu Rados heißt es dann: «Was sie auszeichnet, ist nicht, dass sie eine Frau ist, sondern, dass sie eine kompetente Vollblutjournalistin ist.»

Für SAT.1 und N24 hat Katrin Sandmann (36) bis kurz vor Kriegsbeginn aus Bagdad berichtet. Jetzt beobachtet sie im Südirak den Aufmarsch von Amerikanern und Briten. Bei ARD und ZDF ist zumindest die unmittelbare Berichterstattung aus dem Irak weiterhin in männlicher Hand.

Im italienischen Fernsehprogramm geben Frauen eindeutig den Ton an. Der Staatssender RAI hat zwei Journalistinnen nach Bagdad geschickt. Eine von ihnen, die Südtirolerin Lilli Gruber, ist dem deutschen Publikum unter anderem von «Focus-TV» bekannt. Außer ihrer Kollegin Giovanna Botteri berichtet mit Monica Maggioni eine Frau als «embedded correspondent» direkt von der Front.

In Skandinavien hat sich seit Wochen die Norwegerin Åsne Seierstad als Reporterin aus Bagdad einen Namen gemacht. Sie schreibt für die Zeitungen «Politiken» (Kopenhagen), «Dagens Nyheter» (Stockholm) und «Aftenposten» und berichtet für TV-Sender in Schweden, Norwegen und Dänemark. Die 1970 geborene Osloerin hatte auch schon von den Kriegen auf dem Balkan und in Afghanistan berichtet.

Auch Griechenland und die Türkei sind mit Korrespondentinnen vertreten. Drei Athener Privatsender haben Frauen in den Irak geschickt, von denen eine am Sonntag aus Bagdad zurückkehrte. Eutychia Pentaraki arbeitet für den Sender «Star», Eleni Kalogeropoulou für «ALPHA». Pentaraki griff am Sonntag aktiv ins Geschehen ein, als am Telekommunikationsgebäude in Bagdad eine Bombe einschlug. Zusammen mit Nachbarn barg sie einen verletzten alten Mann aus den Trümmern und filmte das Ganze. Der private türkische Nachrichtensender NTV hat eine Frau, Nevin Sungur, im Nordirak. Dieser Sender fällt generell durch eine starke Reporterinnen-Riege auf.

Die bulgarische Korrespondentin Elena Jontschewa bildet mit ihrer Berichterstattung aus Bagdad ein Gegengewicht zur offiziellen Linie der Regierung in Sofia, die den US-Kriegskurs unterstützt. Sie ist die Reporterin des Staatsfernsehens und berichtet unter anderem über die zivilen Opfer der Luftangriffe. Jontschewa hat langjährige Erfahrung in Krisengebieten: Tschetschenien, Kosovo, Mazedonien.

Für den arabischen Sender El Dschasira ist eine Reporterin im Irak unterwegs, der Hauptteil der Berichterstattung aus Bagdad, Mossul und Basra wird jedoch von Männern gemacht - allen voran Starreporter Taisir Aluni in Bagdad. Auch El Arabija hat eine Korrespondentin im Nordirak. Bei beiden Sendern aber dominieren Frauen als Moderatorinnen rund um die Uhr alle Kriegsberichte.

Aus anderen Ländern sind nur vereinzelt Frauen als Kriegsreporter vor Ort. So sind etwa die großen russischen TV-Sender alle in Bagdad vertreten, aber nur mit Männern. Zwei polnische Radioreporter sind im Irak im Einsatz, beide männlich. Aus Mexiko ist nur eine von sechs Reportern in der Kriegsregion eine Frau (in Amman), das staatliche spanische Fernsehen hat die Nahost-Reporterin Angela Rodicio nach Bagdad geschickt.