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Medien Medien: Ärger um MDR-Fernsehshow «Ein Kessel DDR»

Von Steffen Könau 21.08.2003, 20:42
Die beiden Moderatoren Franziska Schenk und Gunther Emmerlich sitzen am 20. August 2003 zur Generalprobe für die neue mdr-Show «Ein Kessel DDR» vor einer Videoleinwand mit dem Logo der Sendung. (Foto: dpa)
Die beiden Moderatoren Franziska Schenk und Gunther Emmerlich sitzen am 20. August 2003 zur Generalprobe für die neue mdr-Show «Ein Kessel DDR» vor einer Videoleinwand mit dem Logo der Sendung. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/Berlin/MZ. - Ein bisschen Spaß muss sein, auch im Umgang mit der Diktatur.Doch wenn am Freitagabend im MDR ab 21 Uhr die Premiere der Ostalgie-Show "Ein Kessel DDR" läuft, könnte Leuten wie Horst Linowski von Bund der Stalinistisch Verfolgten das Lachenim Halse stecken bleiben.

Im Produktionsteam der Firma "TV Media", die die Idee zu der 45-Minuten-Sendung hatte und vorerst zwei Folgen produziert hat, arbeitet mit Klaus-Dieter Kimmel ein Mann, der als Stasi-IM "Fuchs" registriert war - für Linowski nichts anderesals der Fuchs im Hühnerstall der Nostalgie, der "etwas verherrlicht, das uns Blut und Tränen gekostet hat".

Zu DDR-Zeiten hatte Klaus Kimmel bei "Junge Welt" und "Sportecho" gearbeitet, nach der Wende war er dann von Hans-Hermann Tiedje in die Chefredaktion der "Bild"-Zeitung geholtworden. Kimmel verabschiedete sich Ende 1999 nach Bekanntwerden seiner Verstrickung auf eigenen Wunsch. Er arbeitete als freier Mitarbeiter für den MDR und kehrte 2001 als stellvertretenderChefredakteur zu "Bild" zurück, um ein halbes Jahr später endgültig geschasst zu werden, als ein Gutachten über seine IM-Zeit "keine eindeutige Bewertung" ergab.

Während der MDR heute keinen Grund sieht, "sich zu Mitarbeitern von Auftragsfirmen zu äußern", wie eine Sprecherin sagt, ist TV-Media-Chef Hans-Hermann Tiedje "unglaublich froh, das Klaus Kimmel dabei ist". Tiedje, der dem MDR vor einigen Monatendie Idee einer DDR-Show präsentierte, sieht "Klaus Kimmel als einen von vielen Mitarbeitern, die alle zusammen die Sendung zu dem machen, was sie sein soll." Und das sei eben keinNostalgie-Abend, der die dunklen Seiten der DDR unbeleuchtet lasse. "Wir wollen zeigen, dass die Leute hier gelacht, geliebt und gelebt haben, aber auch, dass Dinge geschehen sind, für die es keine Entschuldigung gibt."

Dinge, wie sie auch Klaus Kimmel zu verantworten haben soll, wie Opferverbände bereits vor zwei Jahren anmahnten. So hätte Kimmel zu einer Verurteilung zu zwölf Jahren Haft wegen "ungenehmigter Verbindungsaufnahme" beigetragen.Hans Hermann Tiedje mag das nicht glauben. Er kenne Klaus Kimmel seit vielen Jahren und habe keinen Zweifel an seiner moralischen Integrität. Horst Linowski sieht das ganzanders, mag aber auch nicht mehr an den MDR appellieren, ehemaligen IMs kein Podium zu bieten. "Das haben wir all die Jahre gemacht", sagt er, "und es hat nie etwas gebracht."