Mauretanien: El Kaida hinter Touristenmord vermutet
Nouakchott/Paris/dpa. - Nach der Ermordung von vier französischen Touristen am Heiligabend in Mauretanien befürchten Terrorexperten eine Serie von Anschlägen der Terrororganisation El Kaida auf Europäer in Nordafrika.
Die mauretanischen Behörden machen die in ganz Nordafrika tätige El Kaida im islamischen Maghreb (AQMI) für die Bluttat verantwortlich. Kurz vor Weihnachten hatte der libysche Mentor der AQMI, Abu Yahia al-Libi, von Afghanistan aus dazu aufgerufen, alle ungläubigen Ausländer im Maghreb anzugreifen.
Die drei Täter hatten am Heiligabend die französischen Touristen überfallen, als diese auf der Fahrt nach Mali bei Aleg am Rand der Wüstenstraße eine Picknick-Pause einlegten. Sie schossen die fünf Franzosen mit Maschinenpistolen nieder und flohen, ohne deren Handys und Wertsachen mitzunehmen. Die Reisegruppe bestand aus dem Afrika-erfahrenen 73-jährigen François Tollet, seinen zwei erwachsenen Söhnen, seinem jüngeren Bruder und einem Freund. Tollet überlebte als einziger mit schweren Beinverletzungen. Er wurde über Nouakchott nach Dakar in den Senegal ausgeflogen, wo eine moderne chirurgische Klinik mit psychologischer Betreuung existiert.
Der blutverschmierte Fluchtwagen der Täter wurde später in Aleg aufgefunden. Die Zeitung «Nouakchott Info» berichtete, der Mercedes sei mit falschen Nummernschildern für die Tat präpariert worden. Nach Angaben der mauretanischen Staatsanwaltschaft ließen sich die Täter vermutlich von Aleg mit einem Taxi zur senegalesischen Grenze fahren. Zwei der Männer seien bereits 2006 unter dem Vorwurf inhaftiert gewesen, eine Terroristenausbildung in algerischen AQMI-Lagern durchlaufen zu haben. Der Taxifahrer habe sie identifiziert, hieß es.
Fünf mauretanische Islamisten wurden im Zusammenhang mit dem Fall festgenommen. «Eine der verhörten Personen wurde 2006 in Nouakchott wegen Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt», erklärte die Staatsanwaltschaft. Das französische Außenministerium hatte noch am Dienstag der Vermutung eines terroristischen Hintergrundes widersprochen.
Die AQMI ist ein Zusammenschluss salafistischer Muslimgruppen in Nordafrika. Ihr Schwerpunkt liegt in Algerien, wo die Salafisten in den 1990er Jahren in einem regelrechten Bürgerkrieg mit 150 000 Toten der Regierung unterlegen waren. Mauretanien ist seit seinem Militärbündnis mit den USA gegen die El Kaida ebenfalls Operationsgebiet. Ein Angriff algerischer, tunesischer und mauretanischer Salafisten auf eine Kaserne im Juni 2005 wird von dem französischen El-Kaida-Experten Mathieu Guidère als ein Gründungsakt der AQMI bezeichnet.