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Mauerbau 1961 Mauerbau 1961: Warschauer Vertrag segnete «Grenzsicherung» ab

Von Karl-Heinz Gräfe 20.07.2011, 07:56

Berlin/dapd. - Nach einer langen, beschwörenden Rede Walter Ulbrichts gab die Führungsspitze der Staaten des Warschauer Vertrags, die sich vom 3. bis 5. August 1961 in Moskau zu einem Gipfeltreffen versammelt hatte, ihre Zustimmung zum Bau der Berliner Mauer. Der Staats- und Parteichef der DDR hatte die prekäre Lage seines Landes mit den Worten geschildert, die offene Grenze nach Westberlin habe der Wirtschaft «große Verluste» gebracht. Diese Lage mache es notwendig, dass die Grenze «zu gegebener Zeit für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik gesperrt wird».

Die Schlüsselentscheidung über die Grenzschließung war allerdings schon Tage zuvor in der Sowjetunion gefallen und dann am 1. August zwischen Ulbricht und dem sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow im Detail besprochen worden. «Der Stacheldraht ist bereits angeliefert», hatte Ulbricht dabei mitgeteilt.

Chruschtschow erachtete es für notwendig, die Zustimmung dersozialistischen Verbündeten einzuholen. Die Grenzschließung konnte damit als ein Schritt dargestellt werden, hinter dem die ganze Macht des Warschauer Vertrages stand. «Wir müssen ein gemeinsames Kommunique veröffentlichen», legte Chruschtschow gegenüber Ulbricht die Linie für den Gipfel fest. Darin werde «die DDR im Interesse der sozialistischen Länder gebeten, die Grenze zu schließen. Dann machen Sie das auf unsere Bitte. Das ist keine innere, keine wirtschaftliche, sondern eine große allgemein politische Angelegenheit.»

Erwartungsgemäß stimmten die Teilnehmer der Tagung Ulbricht zu,«entlang den Grenzen der DDR, einschließlich der Grenze in Berlin Kontrollen einzuführen, vergleichbar jenen an den Staatsgrenzen westlicher Länder». Die Verbündeten erklärten sich aber zur Verärgerung Chruschtschows nicht bereit, sich auf eine größere Wirtschaftshilfe für die DDR im Falle einer westdeutschen Wirtschaftsblockade festzulegen. Der hatte sie beschworen, die Bedürfnisse der DDR in Betracht zu ziehen und Opfer zu bringen, um den deutschen Genossen zu helfen: «Die inneren Kräfte reichen dazu nicht, die wirtschaftlichen Kräfte reichen dazu nicht.»

Mit der Zustimmung Moskaus und der übrigen Verbündetenausgestattet, flogen Ulbricht und seine 60 Spitzenbegleiter vonPolitik, Wirtschaft und Militär zurück nach Ostberlin. Der Countdown für den Mauerbau lief nun an: Am 7. August informierte Ulbricht das Politbüro, den inneren Führungszirkel der SED, offiziell über die «Operation Grenzsicherung», am 12. August den Ministerrat in einer geheimen Sitzung auf seinem Landsitz in der Schorfheide. Der vomSekretär für Sicherheit, Erich Honecker, gebildete Einsatzstabresidierte bereits im Polizeipräsidium Ostberlins.

Sowjetmarschall Iwan S. Konew, prominenter Heerführer des ZweitenWeltkrieges und gerade als neu ernannter Oberbefehlshaber dersowjetischen Streitkräfte in Deutschland angereist, stellte sich am10. August in Wünsdorf den Militärchefs der drei WestberlinerSektoren vor. «Meine Herren, Sie können beruhigt sein», versicherteer ihnen. «Was immer in nächster Zukunft geschehen mag, Ihre Rechtewerden unberührt bleiben. Nichts wird sich gegen Westberlinrichten.»

Nachdem Konew Honeckers Plänen zugestimmt hatte, schritt Ulbrichtzur Tat: Kurz vor dem Anbruch des folgenschweren 13. August 1961erging an Tausende von Polizisten, Mitgliedern der betrieblichen«Kampfgruppen» und Bauarbeitern der Befehl, «auf Vorschlag derStaaten des Warschauer Paktes» die Grenze nach Westberlin mittelsStacheldraht «unter Kontrolle zu nehmen».