Margot Käßmann begeistert auf Kirchentag empfangen
München/dpa. - Bei ihrem ersten Auftritt beim Ökumenischen Kirchentag in München ist Margot Käßmann begeistert begrüßt worden. Mehrere tausend Christen empfingen Käßmann am Morgen bei der von ihr gehaltenen Bibelarbeit auf dem Messegelände mit Applaus.
Viele standen dazu auf. Käßmann, die nach einer Trunkenheitsfahrt im Februar von ihren Ämtern als evangelische Landesbischöfin in Hannover und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten war, trat in München erstmals wieder öffentlich auf.
Den Applaus und die herzlichen Begrüßungsworte des evangelischen Kirchentagspräsidenten Eckhard Nagel nahm Käßmann mit den Worten «danke, das tut mir gut» entgegen. In ihrer Bibelarbeit zur Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Mose und zu Noahs Kampf gegen die Sintflut ließ Käßmann auch persönliche Erfahrungen einfließen. «Was, wenn Dein ganzes bisheriges Leben unterzugehen scheint, weil eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert wird. Weil der Ehepartner dich verlässt. Auch das sind Untergangserfahrungen, in denen wir uns fragen, wie Gott erretten kann. Ob es einen neuen Anfang geben kann.» Die Antwort gab Käßmann, die solche Erlebnisse in den vergangenen Jahren durchleben musste, selbst: «Ja, es gibt eine zweite Chance.»
Mit Blick auf das Ringen um Frieden ging Käßmann erneut auch kritisch auf die internationale Afghanistan-Politik ein und verglich die Aufstockung der Ausgaben der Bundesrepublik für die Schutztruppe im Vergleich zu den weit geringeren für die Entwicklungshilfe in Afghanistan als unverhältnismäßig. «Ich jedenfalls kann darin keinen "Vorrang für zivil" sehen, wie wir ihn als evangelische Kirche immer gefordert haben», sagte Käßmann. «Wo sind denn da die Visionen für ein Leben nach der Sintflut?» Als EKD-Ratsvorsitzende hatte sie zu Weihnachten mit ihren Äußerungen zum Krieg in Afghanistan für eine breite innenpolitische Debatte gesorgt.
Käßmann ging beim Ökumenischen Kirchentag auch auf die Fehlbarkeit des Menschen ein. «Kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel», betonte Käßmann. «Wir kennen als Christinnen und Christen keinen Gott, der nur das Perfekte gelten lässt und alles andere verachtet.» Nicht zuletzt der vorbildliche Umgang mit ihrer eigenen Verfehlung hatte Käßmann hohen Respekt in Kirche und Gesellschaft eingetragen.
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