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Mallorca-Urlaub Mallorca-Urlaub: Journalisten belästigen Thomas de Maizière beim Kurzurlaub

Von Markus Decker 03.11.2015, 08:40
Arbeitstier: Thomas de Maizière.
Arbeitstier: Thomas de Maizière. dpa/Hirschberger Lizenz

Urlaub zu machen, ist für Politiker stets gefährlich. Die einstige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nutzte ihren Dienstwagen plus Chauffeur für eine private Spanienreise. Das brachte ihr erheblichen Ärger ein. Der frühere Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) hüpfte samt neuer Lebensgefährtin auf Mallorca in einen Swimmingpool und ließ sich dabei von der Presse knipsen. Es war der Anfang vom Ende.

Als im Bundestagswahlkampf 2002 die Flut kam, stand Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als Erster in Gummistiefeln bereit. Sein Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) schaffte es aus den Ferien heraus erst als Zweiter. Den Rückstand hat er an den Wahlurnen nicht mehr wettmachen können.

Beim Frühstück überrascht

Nun hat es Thomas de Maizière (CDU) erwischt. Die Bild-Zeitung stöberte ihn vergangene Woche gemeinsam mit Ehefrau Martina in einem Hotel auf und titelte am Montag inquisitorisch-vorwurfsvoll: „Innenminister de Maizière: Mallorca-Urlaub in der Flüchtlingskrise“. Auch ein Foto vom Pool war zu sehen – wenngleich ohne Amtsinhaber in Badehose.

Drei Mitarbeiter des Boulevardblattes hätten in demselben Hotel auf der Ferieninsel wie der 61-Jährige eingecheckt, heißt es. Beim Frühstück auf der Terrasse stellten sie den Minister zur Rede – bis es Frau de Maizière zu bunt wurde und sie sagte: „Er muss sich mal ausruhen und versuchen, sich auszuschlafen.“ Tatsächlich hat diese Urlaubs-Geschichte mit den vorher genannten wenig zu tun.

Der soldatisch geprägte Minister gilt als enorm fleißig – und als einer, der aus der Haut fährt, wenn andere jammern. Schon als Kanzleramtschef brütete er von morgens bis abends über den Akten. Später agierte er zwar weder als Innen- noch als Verteidigungsminister glücklich. De Maizière scheiterte mit der Fusion von Bundespolizei und Bundeskriminalamt. In der Eurohawk-Affäre musste er sich einem Untersuchungsausschuss stellen. Zuletzt unterschätzte er die Flüchtlingskrise und wurde daraufhin von der Kanzlerin degradiert. Nur: Ein Faulenzer ist er nicht. Der Mann hetzt von Termin zu Termin. Wenn er sich mal fünf Minuten Zeit für einen Plausch nimmt, dann ist das eine Sensation.

Im Übrigen hat der Innenminister, wie man hört, im Sommer kaum Urlaub gehabt – eben wegen der Flüchtlingskrise. Er bekam dann gesundheitliche Probleme in Form einer Sommergrippe, die dem Vernehmen nach aufs Herz schlug; und er wirkte auch mental nicht ausbalanciert. Die Degradierung durch Angela Merkel dürfte der Genesung kaum förderlich gewesen sein. De Maizière revanchierte sich kürzlich mit dem Satz, die Regierungschefin habe „kalte Füße“. Mag sein, dass er zuletzt gedacht hat: „Dann macht doch euren Mist alleine.“ Der Satz von Martina de Maizière über die Wichtigkeit des Erholens und Ausschlafens ist dennoch ernst zu nehmen.

Unterstützung von der SPD

Schließlich ist der Mallorca-Aufenthalt nach Angaben des Ministeriums bloß dreieinhalb Tage lang – unterbrochen von einer Kabinettssitzung in Berlin. Ohnehin dauere die Flüchtlingskrise seit Monaten an und dürfte noch viele Monate währen, sagen die Verteidiger des Ministers. Das könne kein Maßstab sein.

SPD-Innenexperte Burkhard Lischka springt dem Minister jedenfalls bei. Auch der habe mal einen Urlaub verdient, sagte der Sozialdemokrat gegenüber der Berliner Zeitung. Und es sei im Interesse der Sache nur vernünftig, wenn ein Spitzenpolitiker zuweilen seinen Akku auflade. „Das gilt für jeden ehrenamtlichen Helfer in der Flüchtlingskrise ebenfalls.“