Ludwigshafen Ludwigshafen: Neue Spur nach Feuer mit neun Toten
Hamburg/Ludwigshafen/ddp. - Laut einem«Spiegel»-Bericht vermuten die Ermittler den Brandherd im Keller desHauses. Ein älterer Bewohner soll bei seiner Vernehmung entsprechendeAngaben gemacht haben. Die Polizei äußerte sich am Samstag nicht zudem Bericht, deutete jedoch an, nächste Woche über den aktuellenErmittlungsstand informieren zu wollen. Derweil ist für Sonntag inLudwigshafen eine Trauerfeier für die Opfer geplant, an der auch dieIntegrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU),teilnehmen wird.
Dem Magazinbericht zufolge gab der Bewohner gegenüber denErmittlern an, dass er von seinen beiden Enkelinnen auf Brandgeruchaufmerksam gemacht worden sei. Beim Nachschauen im Erdgeschoss habeer entdeckt, dass die Kellertür und eine Wand zum Keller in Flammenstanden. In das Untergeschoss habe er nicht mehr vordringen können.Der Zeuge soll außerdem Zweifel an der Aussage der beiden Mädchengeweckt haben, die einen unbekannten Mann im Flur beim Zündelnbeobachtet haben wollen. Ihrem Großvater zufolge hätten sie ihm voneinem Fremden im Flur nichts erzählt.
Spuren eines Brandbeschleunigers fanden die Ermittler im Kelleroffenbar nicht. Der Medienbericht nährte vielmehr Vermutungen, wonachauch ein technischer Defekt in Betracht kommen könnte. EineAngehörige der Opfer und ein früherer Mieter hätten angegeben, dassdie Elektrik des Brandhauses in einem maroden Zustand gewesen sei.Beschwerden darüber bei den türkischen Vermietern seien ohne Reaktiongeblieben.
Die Angehörige soll aber auch berichtet haben, dass sie und ihrespäter ums Leben gekommene Schwägerin während des Karnevalszugs, derunmittelbar vor dem Feuer stattfand, von einem jungen Paar als«Scheiß-Türken» beschimpft worden seien. Bei dem Großbrand in einemMehrfamilienhaus waren am vergangenen Sonntag neun Menschentürkischer Herkunft ums Leben gekommen, darunter fünf Kinder. Mehrals 60 Menschen wurden verletzt. In türkischen Medien wurdewiederholt über einen fremdenfeindlichen Anschlag spekuliert.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bemühte sichweiter um eine Versachlichung der Debatte. Es dürften keinevoreiligen Schlüsse über die Ursachen gezogen werden, mahnte er.Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) rief dazu auf, dieBrandkatastrophe zum Anlass für ein stärkeres Miteinander von Türkenund Deutschen zu nehmen. «Vielleicht wird diese furchtbareKatastrophe dazu führen, dass wir enger zusammenrücken», sagteSchäuble.
Am Sonntag (12.30 Uhr) findet zum Gedenken an die neun Opferdirekt an der Brandruine eine interreligiöse Trauerfeier statt. Fürdie Bundesregierung nimmt Staatsministerin Böhmer daran teil, die denBrandort schon am Mittwoch besucht hatte.