Lothar Bisky Lothar Bisky: Chef der Linkspartei feiert Geburtstag

Berlin/Potsdam/dpa. - Listig lässt der Vorsitzendeder Linkspartei eigene Ambitionen offen. Er habe schon im Jahr 2000geglaubt, sich nach sieben Jahren vom Parteivorsitz der PDS endgültigverabschiedet zu haben und sei dann 2003 - auf Drängen der Basis -doch wiedergekommen, sagte er jüngst auf die Frage, ob er sich fürdie Doppelspitze der neuen Partei bewerben werde.
An diesem Donnerstag (17. August) wird der gelernte Kulturwissenschaftler 65 Jahre alt. Nach all seinem Engagement fürdie ehemalige PDS und die Zukunft der nachgefolgten Linksparteikönnte er nächstes Jahr nach der Fusion mit der WahlalternativeArbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) getrost in den Ruhestandgehen. Parteimitglieder rechnen auch damit, dass er die Führung derneuen Linken Jüngeren überlassen wird. Doch zurückziehen aus deraktuellen Politik dürfte er sich deshalb noch lange nicht.
Biskys Stimme wird von den Linken gerade wegen seiner leisen Tönegeschätzt. Er ist gutmütig, nachsichtig, väterlich. Manchmal zumeigenen Schaden. So kandidierte im vorigen Jahr ein ehemaliger Stasi-Zuträger für das Amt des Bundesschatzmeisters der Linkspartei mitBiskys Unterstützung. Der Vorsitzende hatte den Mann danachbeurteilt, was er heute macht und wie er sich für die Parteieinsetzen wollte. Der Parteitag wählte Biskys Kandidaten. Das Amttrat dieser aber nie an. Die öffentliche Empörung war zu groß.
Zu den bittersten Niederlagen in seinem Leben gehört ein anderesErlebnis, das er auch aus Gutgläubigkeit nicht erwartet hatte. Es wardas einzige politische Amt, um das Bisky wirklich gekämpft hat - erstgegen Konkurrenten in der eigenen Partei, dann im Bundestag. Nach derBundestagswahl 2005 und dem Wiedereinzug der Linkspartei/PDS - imWahlbündnis mit der WASG - wollte der ausgleichende Biskystellvertretender Bundestagspräsident werden.
Doch während die Linksfraktion die Kandidaten der anderenFraktionen mitwählte, ließ deren Mehrheit den Mann aus dem Ostenbeispiellos in der Parlamentsgeschichte vier Mal durchfallen. Biskyschmerzt besonders, dass ihm seine DDR-Vergangenheit vorgehaltenwurde und dabei ohne konkrete Angaben das Wort «Stasi» fiel. Er hatnach eigenen Angaben nie wissentlich für das Ministerium fürStaatssicherheit (MfS) gearbeitet, wohl aber als damaliger Rektor derHochschule für Film und Fernsehen der DDR in Potsdam-Babelsberg quaAmt Kontakt gehabt. Er habe aber nie Menschen bespitzelt oderverraten. Bisher hat auch niemand das Gegenteil behauptet.
Bisky wurde am 17. August 1941 in Zollbrück in Hinterpommern 1941geboren. Mit seiner Familie vertrieben, wuchs er als Flüchtlingskindin ärmlichen Verhältnissen in Schleswig-Holstein auf. Als 18-Jährigerging er in die DDR, weil er im Westen keine Chancen für sich sah. Erstudierte Philosophie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. 1963trat er in die SED ein.
Bisky steht für den radikalen Bruch der PDS mit ihrerstalinistischen Vergangenheit als einstige DDR-Staatspartei SED. Inder Wendezeit plädierte er für einen demokratisch reformiertenSozialismus in einer weiterhin eigenständigen DDR. 1990 wurde erVorsitzender der brandenburgischen PDS-Landtagsfraktion. Von 1993 bis2000 war Bundesparteichef. Als er 2003 als solcher zurückgeholtwurde, bezeichnete er sich als «Notlösung». Nach dem Scheitern seinerPartei bei der Bundestagswahl 2002 war er sicher eine Lösung in derNot. Er löste die Not. Sein Einsatz trug maßgeblich dazu bei, dassdie Linksfraktion heute mit 8,7 Prozent im Bundestag vertreten istund nächstes Jahr eine neue linke Partei gegründet werden soll.