«Licht aus, Licht an» und Demos zum Weltklimatag
Berlin/dpa. - Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali haben in Deutschland tausende Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert.
Während sich am Weltklimatag in Berlin nach Veranstalterangaben rund 5000 Menschen vor dem Brandenburger Tor versammelten, protestierten in Grevenbroich-Neurath bei Düsseldorf 3000 Menschen gegen den Bau von Braunkohlekraftwerken. «Wir wollen heute ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz setzen», sagte Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei der Kundgebung vor einer Kraftwerks-Baustelle.
Mit Blick auf Bali hatten mehr als 40 deutsche Organisationen zur Teilnahme an dem weltweiten Aktionstag aufgerufen. In mehr als 80 Ländern waren Aktionen geplant. So kamen beispielsweise in griechischen Städten mehrere tausend Menschen zusammen - allein in Athen versammelten sich rund 3000 Klimaschutz-Aktivisten unter dem Motto «Rettet unsere Welt - jetzt!».
SPD-Chef Kurt Beck begrüßte die Aktionen. «Dass sich viele Bürger engagieren, ist ein Garant dafür, dass sich beim Klimaschutz etwas bewegt», erklärte er am Samstag in Berlin. Durch ihre Teilnahme am Klimaaktionstag setzten die Menschen ein wichtiges Zeichen. «Der Schutz des Klimas ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.»
Höhepunkt der Kundgebungen in Deutschland ist die für den Abend geplante Aktion «Licht Aus!». Dabei sollen um 20.00 Uhr Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Kölner Dom und Schloss Neuschwanstein für fünf Minuten im Dunkeln liegen. Auch Privathaushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind dazu aufgerufen, das Licht auszumachen. Unterstützt wird die Aktion von Prominenten wie dem Sänger Roger Cicero und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). «Ich werde auch das Licht ausschalten», sagte sie der «Passauer Neuen Presse».
Aus Sicht von Klimaforschern hatte die Aktion jedoch lediglich symbolischen Wert. «Wenn Sie sich anschauen, wie viel Energie in einem typischen Haushalt für Beleuchtung ausgegeben wird, dann ist das in der Größenordnung von einem Prozent», sagte der Klimaforscher Prof. Christian Schönwiese. Auch Verbände wie der Naturschutzbund NABU kritisierten, die Licht-aus-Aktion gehe nicht weit genug. Sie riefen die Bürger dazu auf, zusätzlich Energiesparlampen zu verwenden und zu Ökostrom-Anbietern zu wechseln. Energie-Experten befürchteten zudem, dass ein schlagartiges Aus- und Einschalten durch viele Haushalte das Stromnetz zusammenbrechen lassen und so einen europaweiten Stromausfall auslösen könnte.
Bei der Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin verlangten die indische Umweltschützerin und Bürgerrechtlerin Vandana Shiva sowie die Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann, mehr Engagement für den Klimaschutz. Auf Plakaten hieß es «Klimaschutz jetzt. Sonst ist es zu spät» und «Weg von Kohle, Öl, Atom». Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, zeigte sich zufrieden mit der großen Zahl der Demonstranten. «Dieser Druck von unten» sei notwendig, sagte sie. «Das ist der Beginn einer neuen sozialen Bewegung.»