Libyen Libyen: Gaddafi lässt sich feiern

Tripolis/dpa. - Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hat die Feierlichkeiten zu seinem 40. Amtsjubiläum mit einem Aufruf für Frieden und Stabilität in Afrika eingeläutet. Unter seinem Vorsitz verabschiedeten die Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union (AU) in der Nacht zum Dienstag zum Abschluss eines eintägigen Sondergipfels in der libyschen Hauptstadt Tripolis eine Erklärung, in der sie geloben, ihre Konflikte künftig ohne fremde Hilfe zu lösen. Zu diesem Zweck solle die AU stets Beobachter und Schutztruppen bereit halten, hieß es.
Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi hat amDienstagabend in Tripolis mit großem Pomp sein 40. Amtsjubiläumgefeiert. Mehrere arabische Monarchen erschienen zu der Feier imZentrum der libyschen Hauptstadt. Das libysche Staatsfernsehenspielte patriotische Lieder und zeigte Bilder aus den Tagen derRevolution, die Gaddafi am 1. September 1969 an die Macht gebrachthatte.
Der libysche Staatschef, der sich bis heute nicht Präsidentsondern «Revolutionsführer» nennen lässt, hatte auch denvenezolanischen Präsidenten Hugo Chávez zu der Feier eingeladen. AusEuropa kam lediglich der serbische Präsident Boris Tadic. Andereeuropäische Staaten schickten nur ihre Botschafter zu denJubelfeiern. Neben Folkloretänzen und Feuerwerk gab es auch eineMilitärparade, an der auch Angehörige von Streitkräften andererafrikanischer Staaten teilnahmen.
Die Zurückhaltung der Europäer hat sicher auch mit den jüngstenaußenpolitischen Kapriolen von «Bruder Führer» zu tun. Mit derbritischen Regierung gab es Streit um den «Helden-Empfang», den dieLibyer im August dem aus schottischer Haft entlassenen Lockerbie-Attentäter Abdel Bassit al-Megrahi bereitet hatten. Die Schweizwartet immer noch auf die Freilassung zweier Geschäftsleute, die inLibyen inhaftiert worden waren, nachdem zwischen beiden Staaten imvergangenen Jahr ein Streit um die vorübergehende Festnahme einesGaddafi-Sohnes in Genf eskaliert war.
Frankreich schickte den Staatssekretär für Entwicklungshilfe,Alain Joyandet, zu der Feier nach Libyen, die nach dem islamischenMahl des Fastenbrechens («Iftar») begann. Der italienischeMinisterpräsident Silvio Berlusconi, der vergangene Woche GaddafisGast gewesen war, nahm an den Feierlichkeiten nicht teil. Er schicktejedoch eine Staffel der italienischen Luftwaffe, um den Jubilar mitihren Kunststücken zu erfreuen.
Libysche Oppositionelle mit Sitz in London nahmen den Jahrestagzum Anlass, um zum Umsturz aufzurufen. Sie erklärten, Gaddafi seiSchuld daran, dass Libyen in seiner Entwicklung «zurückgeblieben»sei. In einer Erklärung der Nationalen Front für die Rettung Libyenshieß es, wer behaupte, die Herrschaft von Muammar al-Gaddafi sei dieeinzige Garantie für Stabilität und Sicherheit in Libyen, verstehedie innenpolitische Lage nicht. Falls Gaddafi eines Tages gestürztwerde, würde dies keinen Bürgerkrieg zur Folge haben.