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Libyen Libyen: Gaddafi droht mit Protest und Boykott

03.03.2010, 21:42

Tripolis/Genf/dpa. - Vom US-Außenministeriumfordert er nun eine Entschuldigung, weil sich Außenamts-SprecherPhilip Crowley ironisch über seine kämpferischen Reden geäußerthatte. Das libysche Allgemeine Volkskomitee für auswärtigeBeziehungen bestellte am Mittwoch die Geschäftsträgerin der US-Botschaft in Tripolis ein, um gegen die Äußerung Crowleys zuprotestieren.

Sollte sich das Ministerium weigern, sich bei Gaddafi «offiziellzu entschuldigen», werde dies negative Folgen für die Beziehungenzwischen den beiden Staaten haben, erklärten die Libyer nach Angabender staatlichen Nachrichtenagentur JANA. Gleichzeitig betonte dasVolkskomitee, Oberst Gaddafi habe sich seinerseits stets respektvollüber US-Präsident Barack Obama geäußert.

Crowley war am vergangenen Freitag von einem Journalisten gefragtworden, wie das US-Außenministerium von Gaddafis Aufruf zum«Dschihad» beurteilt. Daraufhin antwortete er, die jüngste Gaddafi-Rede habe ihn an dessen Auftritt vor den Vereinten Nationen imvergangenen September erinnert: «Viele Worte, viel Papier, dasüberall herumflog - nicht unbedingt viel Vernünftiges.»

Am Mittwochabend verlautete aus Regierungskreisen in Tripolis,Libyen werde seine Handelsbeziehungen zur Schweiz abbrechen. Beieinem Treffen von Regierungsvertretern in der Stadt Sirte wurdebeschlossen, künftig keine Medikamente mehr aus der Schweiz zubeziehen. Das Schweizer Außenministerium lehnte am Abend jeglicheStellungnahme ab, berichtete die schweizerische NachrichtenagenturSDA aus Bern.

Gaddafi hatte am Donnerstag vergangener Woche in einer Rede vorPräsidenten und Stammesführern aus islamischen Staaten erklärt, derHeilige Krieg («Dschihad») gegen die Schweiz sei eine Pflicht für dieMuslime, weil die Eidgenossen «die Häuser Gottes zerstören». Damitbezog sich der libysche Revolutionsführer, der nach dervorübergehenden Festnahme seines Sohnes Hannibal in Genf 2008 eineKampagne gegen die Schweiz begonnen hatte, auf das im vergangenenJahr per Volksabstimmung beschlossene Verbot für den Bau vonMinaretten.