Libyen Libyen: Ein Schurke mit Öl
Als Abnehmer für libysches Öl steht die Bundesrepublikmit 12,8 Prozent an zweiter Stelle hinterItalien (40 Prozent). Auch für andere StaatenEuropas hat die seit 1969 von Muammar al-Gaddafibeherrschte "Sozialistische Libysch-ArabischeVolks-Dschamahirija" (Herrschaft der Massen)zunehmend Bedeutung als Handelspartner gewonnen.
Öl-Exporte dominieren mit 95 Prozent derEinnahmen die libysche Wirtschaft. Die nachgewiesenenErdölreserven wurden Ende 2009 mit 44,3 MilliardenBarrel (je 159 Liter) angegeben. Deutschlandbezog 2009 Importe aus Libyen für 2,8 MilliardenEuro (EU: 20 Milliarden). Deutsche Exporte- meist Maschinen, Industrieanlagen und Elektrotechnik- betrugen 1,3 Milliarden Euro (EU: 6,5 Milliarden).
Das Verhältnis des Westens zu Libyen warlange durch die Verstrickungen des nordafrikanischenLandes in den internationalen Terrorismusbelastet. 1986 wurden drei Menschen bei derExplosion einer Bombe in der bei US-Soldatenbeliebten Diskothek "La Belle" in Berlin getötet.1988 explodierte über dem schottischen Lockerbieein US-Jumbo - 270 Menschen starben. ZahlreicheStaaten, die EU und die USA verhängten Sanktionengegen den "Schurkenstaat".
Als sich Libyen 2003 für Lockerbie verantwortlicherklärte, hob der UN-Sicherheitsrat seineStrafmaßnahmen auf. Kurz danach erklärte GaddafiLibyens Verzicht auf Massenvernichtungswaffen.2007 vereinbarte Frankreichs Präsident NicolasSarkozy eine militärische und atomtechnischeKooperation mit dem libyschen Diktator. WenigeWochen nachdem Libyen 2008 Entschädigungszahlungenfür die Opfer von Lockerbie und "La Belle"zusicherte, begannen die USA Verhandlungenüber ein Handelsabkommen und Zusammenarbeitim Öl-Sektor. Eine besondere Partnerrollein Europa hat Libyens einstige KolonialmachtItalien. 2009 unterzeichneten Gaddafi undMinisterpräsident Silvio Berlusconi ein Freundschaftsabkommen.
Wegen der blutigen Proteste in Libyenziehen derzeit europäische Firmen ihre Mitarbeiteraus dem nordafrikanischen Land ab - so dergrößte italienische Energiekonzern Eni. Auchdeutsche Unternehmen bemühten sich gestern,schnellstmöglich Flüge für ihre ausländischenAngestellten zu bekommen.