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Liberia Liberia: Chaos beim Prozess gegen Charles Taylor

25.06.2007, 13:06
Foto vom 26. Juli 2003: Der Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten von Liberia, Charles Taylor wegen des Einsatzes von Kindersoldaten und anderer Kriegsverbrechen ist in eine Sackgasse geraten. (Foto: dpa)
Foto vom 26. Juli 2003: Der Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten von Liberia, Charles Taylor wegen des Einsatzes von Kindersoldaten und anderer Kriegsverbrechen ist in eine Sackgasse geraten. (Foto: dpa) EPA

Den Haag/dpa. - Ein Boykottdurch Taylor und ein erbitterter Streit innerhalb derGerichtsverwaltung zwangen das Sondergericht für Sierra Leone amMontag erneut zu einer Vertagung. Hintergrund sind die Forderungendes ehemaligen Diktators nach einer hochkarätigen Verteidigung.

Taylor, der schon dem Auftakt des Verfahrens vor drei Wochen ferngeblieben war, hatte damals seinen Anwalt entlassen und erklärt, erwerde sich selbst verteidigen. Nun berichtete der Leiter der für dieVerteidigung zuständigen Gerichtsabteilung, Vincent Nmehielle, Taylorhabe es sich anders überlegt. Er verlange jedoch Anwälte von höchstemFormat, für die seine - Nmehielles - Abteilung allerdings kein Geldhabe. Dafür machte Nmehielle die Gerichtskanzlei verantwortlich, dieausschließlich auf eine Begrenzung der Kosten achte. Taylor gilt alsmittellos und muss seine Verteidigung deshalb nicht selbst bezahlen.

Die Vorsitzende Richterin Julia Sebutinde warf Taylor vor, dasVerfahren zu boykottieren. Wenn er sich selbst verteidigen wolle,müsse er auch erscheinen. Sie kritisierte aber auch, dass dieGerichtskanzlei und das Büro für die Verteidigung es seit Monatennicht geschafft hätten, die verfahrene Situation zu klären. «Es istbedauerlich, dass das auch von einem Teil des Gerichts verursachtworden ist», sagte sie.

In Taylors Abwesenheit und ohne einen Anwalt konnte die geplanteerste Zeugenbefragung nicht stattfinden. Das Gericht vertagte sichauf den kommenden Montag. Es wies die Kanzlei an, dafür Sorge zutragen, dass bis dahin zumindest ein Pflichtverteidiger für Taylorernannt wird.

Das Sondergericht für Sierra Leone soll über dieHauptverantwortlichen des Bürgerkrieges in diesem westafrikanischenLand urteilen. Taylor wird beschuldigt, vom Nachbarland Liberia ausdie Rebellengruppe RUF finanziert und mit Waffen versorgt zu haben.Das Gericht tagt üblicherweise in Sierra Leones Hauptstadt Freetown,nur der Prozess gegen Taylor findet aus Sicherheitsgründen in DenHaag statt.

Der Prozess gegen Charles Taylor (Grafik: dpa)
Der Prozess gegen Charles Taylor (Grafik: dpa)
dpa