Libanon Libanon: Sexy Skandal um Haifa Wehbe in Beirut
Halle/Beirut/MZ. - Eine spärlich beleuchtete Straße, prasselnder Regen, dann die ersten Takte: Haifa Wehbe tanzt ins Bild. "Agoul ahwak - Ich sage, ich liebe dich", raunt die libanesische Schönheit mit den vollen Lippen und dem langen schwarzen Haar, das nasse feuerrote Kleid klebt an Haifas Traumfigur. Eine Szene im Auto, eine Szene in einer Bar, Haifa tauscht das rote Kleid gegen eine schwarze Lederkluft, Ende. Knapp drei Minuten dauert das Video, doch es erregt die Gemüter von Marokko bis Indonesien. Ein Skandal für die einen, eine unausweichliche Folge der Globalisierung für die anderen.
Haifa ist kein Einzelfall. Die arabischen Sängerinnen werden wagemutiger, die Produzenten und die Fernsehsender auch. Der Siegeszug des kolumbianischen Popstars Shakira rund um den Globus und der Erfolg von Musiksendungen ist auch der islamischen Welt nicht entgangen. Die Verbreitung des Satellitenfernsehens hat gleichzeitig die Zensoren mancher arabischer Länder überrollt.
Die konservativen Gemüter befürchten einen fortschreitenden Sittenverfall in der islamischen Welt und warnen vor einem fatalen Einfluss der westlichen Kultur. In der ägyptischen Zeitung "Akhbar Al Jom" echauffiert sich ein Leitartikler: "Dies ist ein Teil der US-Politik, die arabische Kultur ihrer Werte zu berauben." In Ägypten würden Frauen darum beten, dass Gott Haifa und ihresgleichen in die Hölle stoße. Und es ist nicht nur die ältere Generation, die sich empört. Auch für einen jungen Islamisten, der seinen Glauben so interpretiert, wie ihn der Prophet Mohammed gelehrt und gelebt hat, ist Haifas Videoclip pures Teufelszeug - das dokumentiert so mancher Eintrag auf Haifas Internet-Seite. "Ich hasse diese Hure, man sollte sie steinigen!" schreibt etwa Aljihad.
Tatsächlich bietet das Frauenbild, das die libanesische Sängerin verkörpert, einen brutalen Kontrast zu einer Gesellschaft, die das Tragen des Schleiers noch in vielen Ländern zur Pflicht macht und Frauen das Autofahren verbietet. Doch die islamische Welt hat noch eine andere Seite, die von Toleranz geprägt ist. Nicht wenige Moslems setzen auf eine Emanzipation beider Geschlechter, den Bruch alter Tabus und der generellen Öffnung zum Westen, ohne dass sie dafür alles, was aus dem Westen kommt, kritiklos akzeptieren würden.
Bevor der Bürgerkrieg Libanon verschlang galt etwa die Hauptstadt Beirut als "Paris des Nahen Ostens", geprägt von einem mondänen Lebensstil. Es ist daher kein Zufall, dass ein Produkt wie Haifas Videoclip gerade in Beirut entstanden ist - in den Studios von Rotana Television. Der Programmchef Halah Sarhan, ein früherer Talkmaster, hat sich bereits seinen Namen gemacht: Mit seinen Themen - etwa Sexualität - zog auch er den Hass der Konservativen auf sich.
Haifa Wehbe wird die Gemüter weiter erregen. Gestern kam ihre erste Platte in den Handel. Pünktlich zum Fastenmonat Ramadan und zur Freude von Millionen Fans.