«La Belle»-Anschlag 1986 «La Belle»-Anschlag 1986: Schröder könnte noch im Herbst 2004 nach Libyen reisen

Berlin/Tripolis/dpa. - Nach der Einigung über eine Entschädigung der Opfer des Terroranschlags auf die Berliner Discothek «La Belle» wollen Deutschland und Libyen rasch ihre politischen und wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen. Noch im Herbst könne derangekündigte Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Libyenstattfinden, sagte Regierungssprecher Béla Anda am Mittwoch inBerlin. Schröder hatte unmittelbar nach der Einigung eineschriftliche Einladung von Revolutionsführer Muammar el Gaddafiangenommen. In Kürze können außerdem deutsche Exporte in denölreichen nordafrikanischen Staat wieder mit staatlichen Hermes-Bürgschaften abgesichert werden.
Am Dienstag hatten die libysche Gaddafi-Stiftung und deutscheAnwälte Entschädigungszahlungen in Höhe von insgesamt 35 MillionenDollar (28,4 Mio Euro) für mehr als 160 Opfer des Bombenanschlags imJahr 1986 vereinbart. Die deutsche Justiz hatte Libyens Geheimdienstfür die Tat mitverantwortlich gemacht. Bei dem Anschlag auf den beiUS-Soldaten beliebten Nachtclub im Westen der Stadt wurden am 5.April 1986 drei Menschen getötet und über 200 verletzt.
«Die Vereinbarung wird die Beziehungen stärken», sagte derGeneraldirektor der Gaddafi-Stiftung, Saleh Abd Ussalam, der dpa. Deram Dienstag unterschriebene Vorvertrag solle am 3. Septemberoffiziell in Tripolis unterzeichnet werden. Libyen hoffe nun auch aufdie Normalisierung der Beziehungen zur EU. Opfer-Anwalt StephanMaigné sagte der dpa, «auf europäischer Seite ist dasVerhandlungsergebnis der Schlussstrich».
Zugleich bekräftigte Stiftungsdirektor Ussalam aberEntschädigungsforderungen Libyens an die USA wegen der US-Luftangriffe auf Tripolis und Benghasi, die 1986 kurz nach dem «LaBelle»-Attentat erfolgten. Dabei seien 41 Menschen getötet und 226verletzt worden. «So wie andere jetzt entschädigt werden, meinen wir,dass auch diese Opfer entschädigt werden müssen», sagte er.
Die deutsche Wirtschaft steht in den Startlöchern für Geschäftemit Libyen. Am Donnerstag werde der Interministerielle Ausschuss überdie Wiedereröffnung der Hermes-Ausfuhrgarantien beraten, sagte eineSprecherin des Wirtschaftsministeriums. Es sei davon auszugehen, dassdies auch erfolgen werde. Voraussetzung dafür sei die Ende Januarerreichte Lösung des Problems der libyschen Altschulden gewesen.
Die Entschädigungen für deutsche Opfer des «La Belle»-Anschlagssind nach Ansicht der Anwälte nur mit politischer Unterstützung derBundesregierung zu Stande gekommen. Das Auswärtige Amt habe«hilfreiche Weichenstellungen und permanente Unterstützung»geleistet, sagte Anwalt Ulrich von Jeinsen.
