Kultusministerkonferenz Kultusministerkonferenz: Minister wollen mehr Förderung und Beratung

Berlin/Bonn/dpa. - Auch wollen die Länder künftig regelmäßig in dem Gremium über ihreFortschritte bei der Umsetzung der Reformen berichten. Ursprünglichwar erst ein Maßnahmenkatalog zum nächsten Herbst geplant. Auslöserder beschlossenen Verbesserungen ist das katastrophale Abschneidendeutscher Schüler beim internationalen Schulleistungstest «Pisa».
Auch mehr Ganztagsangebote werden angestrebt, und zwar als Schulenwie auch als außerschulische Einrichtungen. Dabei sollen sowohlJugendliche mit Bildungsdefiziten als auch mit besonderen Begabungengezielt gefördert werden. Angestrebt wird zudem mehr Weiterbildungfür die Pädagogen. Mit einer besseren Diagnostik sollen sie «schwacheLeser» rechtzeitig erkennen und fördern. Zugleich soll die Qualitätdes Schulunterrichtes «auf allen Ebenen» verbessert werden.
Bereits vor der Sitzung hatte sich das Präsidium der KMK bei einemTreffen mit den Lehrerorganisationen über zahlreiche Reformmaßnahmenverständigt, teilte die KMK-Präsidentin, Baden-WürttembergsSchulministerin Annette Schavan (CDU), mit. Die GewerkschaftErziehung und Wissenschaft (GEW) zeigte sich dagegen «bitterenttäuscht». Die Mehrzahl der Kultusminister sei nicht bereit, die inDeutschland unzureichende Förderung von Kindern auseinkommensschwachen Familien «ernsthaft anzugehen», erklärte die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange. Die KMK wolle «die soziale Frage zumTabu erklären». Lediglich Rheinland-Pfalz und Niedersachsen hättenInteresse an Modellversuchen mit einer größerer Durchlässigkeit undbesserer Förderung sozialschwacher Schüler gezeigt.
Die «Pisa»-Studie zeigt auf, dass der Schulerfolg in Deutschlandwie in keinem anderen Industriestaat abhängig vom Einkommen derEltern ist. Die Schulforscher machen dafür auch die zu früheAufteilung der Kinder im zehnten Lebensjahr auf Haupt-, Realschuleund Gymnasium verantwortlich, ebenso unzureichendeAufstiegsmöglichkeiten für gute Haupt- und Realschüler. Außer inDeutschland gibt es diese frühe Selektion nur noch in Österreich. Inallen anderen Ländern lernen die Kinder neun Jahre gemeinsam in einerKlasse.
Die schlechte Schulbildung vieler junger Berufseinsteiger kostetdie Bundesanstalt für Arbeit (BA) nach Angaben ihres PräsidentenBernhard Jagoda jährlich rund sieben Milliarden Mark (3,58 Mrd. Euro)an Fortbildungskosten. «Das ist ein halber Beitragspunkt bei derArbeitslosenversicherung», sagte Jagoda mit Blick auf das schlechteAbschneiden deutscher Schüler bei «Pisa». Um die Berufschancen vonSchulabgängern zu verbessern, müssten die Arbeitsämter in großem Maßejunge Leute nachqualifizieren. Auch nähmen die Klagen der Wirtschaftüber die wachsende «Berufsuntauglichkeit» junger Menschen zu.
Der Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, JürgenBaumert, der die deutsche «Pisa»-Auswertung betreute, macht vor allemdie mangelnde Weiterbildung von Lehrern und fehlende pädagogischeKonzepte an den Schulen für das schlechte deutsche abschneidenverantwortlich. «Die systematische Professionalisierung der Lehrerist der Schlüssel», sagte Baumert in Düsseldorf. Wichtigstes Zielmüsse es sein, den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft undBildungschancen, der in Deutschland am stärksten zu Tage getretenwar, zu entkoppeln.