Kuba Kuba: Der kranke Fidel Castro hat Geburtstag

Havanna/dpa. - Der kubanischeRevolutionsführer gilt ohnehin als jemand, den die eigenenGeburtstage nicht in Feierlaune versetzen. Doch in den Einfahrten zuden Dörfern waren schon Rahmen für Bilder und Plakate aufgestellt.Jetzt ist alles anders. Abgesagt wurde auch der große Karnevalsumzugin Havanna vor einer Woche - vom Volk selbst, wie es hieß. DieKubaner wollten nicht feiern, solange Fidel Castro, der Kuba 47 Jahregeführt hat und am Sonntag 80 wird, krank darniederliegt.
Seit zwei Wochen werden die Kubaner nur äußerst spärlichinformiert. Offiziell wird von einem normalen Vorgang gesprochen.Castro habe die Führung des Landes in die Hände seines Bruders undStellvertreters Raúl und einiger anderer gelegt, vorübergehend.Begründet wird das Schweigen der Führung mit einem Bedrohungsszenarioaus den USA. «Washington hegt geheime Pläne gegen Kuba und hat vor,die Regierung von Raúl Castro nicht zuzulassen,» sagte amMittwochabend Parlamentspräsident Ricardo Alarcón. Deshalb dürfe nurdas Unverzichtbare publik gemacht werden.
Seit vor wenigen Wochen US-Präsident George Bush verkündete, dieUSA würden 80 Millionen Dollar investieren, um das Ende des Castro-Regimes in Havanna zu beschleunigen, hat Havanna sich mehr und mehreingeigelt. An ausländische Journalisten wurden nur in AusnahmefällenArbeitsvisa gegeben. Und jetzt versuchen die Behörden, den Empfangvon Nachrichten aus dem Ausland, insbesondere aus den USA, zuunterbinden.
Die Erkrankung Castros, die vorübergehende Amtsübergabe und dieGeheimniskrämerei haben auch in Havanna eine Menge Spekulationenausgelöst. Viele Kubaner wollten zu Beginn nicht wahrhaben, dassFidel erkrankt ist, und andere an seiner Stelle die Geschicke desLandes leiten. Der unermüdliche Revolutionsführer hatte noch Großesvor. Für Ende September ist eine Konferenz der Blockfreien Staaten inHavanna geplant. «Castro wollte sie zu einer großen Initiative derDritten Welt gegen den Imperialismus der USA nutzen», sagte einkubanischer Journalist. Ohne ihn werde die Konferenz in derWeltöffentlichkeit nur wenig bewirken.
Deshalb müsse Castro wenigstens virtuell dabei sein. Die seitTagen gleich lautende offizielle Information zu diesem Thema lautet:Fidel Castro sei auf dem Weg der Besserung. Er solle sich Zeit lassenfür die Genesung bis zum 2. Dezember. Das ist der 50. Jahrestag derLandung der Yacht «Granma» in Kuba. Damals, am 2. Dezember 1956, kamCastro mit Bruder Raúl und 80 weiteren Gefährten aus demmexikanischen Exil nach Kuba zurück. Es begann der Kampf gegen dasRegime des Diktators Fulgencio Batista, der Anfang 1959 mit dem Siegder Revolution endete.
Castro erlebte zehn US-Präsidenten, die alle mehr oder wenigerengagiert versuchten, das kommunistische Regime vor den Küsten derUSA zu beseitigen. Der Kubaner entging auch zahlreichen Anschlägenund Verschwörungen, hinter denen meist die US-Geheimdienste gestandenhaben sollen. «Fidel hat in seinem Leben viele Male Glück gehabt»,sagte ein oppositioneller Kubaner in Havanna.
Sein Überleben verdankt Castro aber auch der geographischen Lageder Insel: 30 Jahre lang war Kuba der Frontposten der kommunistischen Sowjetunion gegen die USA. Und jetzt nimmt diese Bedeutung Kubaserneut zu, da sich einige Staaten einen solchen Frontposten gegen dieSupermacht USA wünschen: Venezuela, China, Iran und andere.
Die Führungen dieser Länder haben seit geraumer Zeit damitbegonnen, den Niedergang Kubas nach dem Zusammenbruch der UdSSRaufzuhalten. «Für die Nachfolger Fidel Castros, sollte er am 2.Dezember nicht wieder an die Staatsspitze zurückkehren, sind das guteAussichten», analysierte ein europäischer Wirtschaftsvertreter inHavanna. «Der kubanischen Wirtschaft geht es so gut wie lange nichtmehr.»
