1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Kriminalität: Kriminalität: Mehr vermisste Kinder

Kriminalität Kriminalität: Mehr vermisste Kinder

25.09.2001, 14:30

Wiesbaden/dpa. - Kinderpornografie im Internet ist nachEinschätzung von Interpol weltweit auf dem Vormarsch. «Die drastischgefallenen Preise für Computer und Internetanschluss erleichtern denVerbrechern ihr Geschäft», sagte der Interpol-Fahnder HamishMcCulloch am Dienstag auf einer internationalen Tagung beimBundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden. An dem bis 27. Septemberdauernden Kongress über Verbrechen gegen Kinder nehmen rund 100Polizisten aus 29 Ländern teil.

   BKA-Direktor Leo Schuster berichtete auch bei den in Deutschlandvermissten Kindern von einem «leichten Anstieg». Insgesamt seien imvergangenen Jahr über 15 300 Kinder unter 14 Jahren verschwunden. Dieallermeisten Fälle bis auf knapp 200 hätten sich schnell als harmlosaufgeklärt. Von 48 der Kinder gebe es aber bis heute keine Spur.Dennoch stünden hinter den Zahlen nicht immer Verbrechen. Soerschienen in der Statistik auch untergetauchte Flüchtlingskinder.

In diesem Jahr gebe es bereits 103 ungeklärte Fälle vermissterKinder, sagte der BKA-Direktor. Trotzdem warnte Schuster vor«irrationalen Debatten» wie Kastrationsforderungen nach spektakulärenVerbrechen an Kindern. Das BKA habe keine Anzeichen für einenorganisierten Kinderhandel in Deutschland.

   In zumindest einem Fall sei ein Kind vor laufender Kamera sexuellmissbraucht worden. Die Polizei habe den Fall aufklären können, weildie ins Internet übertragenen Bilder Hinweise auf den Tatort gegebenhätten. In diesem Zusammenhang verwies der BKA-Direktor auf die 1999eingerichtete «Internet-Streife». Die im Netz recherchierendenBeamten hätten im vergangenen Jahr 1500 Mal gewaltverherrlichendeoder pornografische Seiten entdeckt - drei Viertel der kriminellenInternet-Angebote enthielten dabei Kinderpornografie und stammtenmeist aus dem Ausland. Nach BKA-Hinweisen waren zu Anfang des Jahresin Japan und Großbritannien erstmals Anbieter und Nutzer vonKinderpornos festgenommen worden.

   Interpol-Fahnder McCulloch wies darauf hin, dass viele der 178Mitgliedsnationen noch keine Gesetze über die Internet-Nutzungbesäßen oder ihre Gesetze nicht auf den Stand der modernen Technikgebracht hätten. So hatte auch Japan erst wenige Monate vor derFestnahme mutmaßlicher Kinderporno-Anbieter ein entsprechendes Gesetzverabschiedet.

   Der Sextourismus und Missbrauch von Kindern im Ausland verlageresich neben Ländern wie Thailand und Vietnam zunehmen nach Osteuropazum Beispiel nach Tschechien, sagte BKA-Direktor Schuster. Dagegenkämpften die Behörden mit Aufklärungskampagnen. Außerdem seien mitReiseveranstaltern Vereinbarungen getroffen worden, von Sextouristenmissbrauchte Angebote zu streichen.