Kriminalität Kriminalität: Der unsichtbare Beweis

Bremen/ddp. - Die durchsichtige und geruchloseFlüssigkeit enthalte codierte Mini-Plättchen und solle an Händen undKleidungsstücken der Diebe anhaften, erklärten Vertreter der BremerInnenbehörde und der Polizei am Freitag. Die künstliche DNA ist nurunter einem speziellen UV-Licht zu sehen, dann fluoresziert siebläulich. Aufgabe der Polizei ist es dann, verdächtige Personen undGegenstände «bei jeder sich bietenden Gelegenheit» abzuleuchten, wiees in einem Infoblatt heißt. Abschreckung und Prävention stehen beider neuen Methode im Vordergrund.
Die Flüssigkeit ist nach Angaben des Landeskriminalamtes in Bremendurch ihre chemische Zusammensetzung so unverwechselbar wie dasErbgut eines Menschen. Daneben enthalte die Tinktur kleine codierteKunststoffplättchen, die sogenannten Microdots. Sie seien mitIndividualcodierungen versehen, die nur einmal pro Markierungssetvergeben werden. Die eingelaserte Individualnummer könne mittelseines Mikroskops sichtbar gemacht werden.
Wenn ein gestohlener Gegenstand mit der Markierung wieder bei derPolizei auftaucht, können die Beamten über den individuellen Code denrechtmäßigen Eigentümer ermitteln. Um die Microdots auszulesen undden rechtmäßigen Besitzer des gestohlenen Gegenstands zuidentifizieren, brauche die Polizei nur wenige Minuten, sagte UweSchröter, Leiter des bundesweit einmaligen Präventionsprojekts.Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich der Eigentümer nach demKauf der künstlichen DNA in einer Datenbank habe registrieren lassen.
Nach Angaben von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will Bremen mitdem neuen Konzept die hohe Zahl der Einbrüche und Diebstähleeindämmen. Deshalb seien die Schulen erst der Anfang. Ab Novembersollen zwei Pilotregionen mit jeweils 3000 Einwohnern das neue Mittelkostenlos zur Verbrechensbekämpfung nutzen können. «Im vergangenenJahr hat es 2876 Wohnungseinbrüche gegeben", sagte Mäurer. Die Zahlder Einbruchsdiebstähle bei Autos sei mit 10 699 Taten ebenfalls aufeinem »unakzeptabel hohen« Niveau. »Dagegen müssen wir dringend etwasunternehmen«, sagte Mäurer.
Neben der Markierung würden zugleich Schilder und Warnzeichenangebracht, die darauf hinweisen, dass Schulen und später diePilotregionen DNA-gesichert seien. Damit sollten potenzielle Täterabgeschreckt werden. Die Finanzierung der Hinweisschilder werde vonder Handwerkskammer unterstützt.
Bremen plant weiter, die künstliche DNA künftig auch inTankstellen einzusetzen. Ein Täter, der die Kasse ausrauben wolle,könne an der Tür beispielsweise durch eine Sprühanlage mit einer«DNA-Dusche» markiert werden, sagte Schröter. Weder das DNA-Spraynoch die Flüssigkeit seien für den Menschen gefährlich. Die Substanzhalte sich auf der Haut etwa sechs Wochen. Auf Gegenständen hafte siedauerhaft an.
Ab sofort können auch Privatleute im Land Bremen von diesembesonderen Eigentumsschutz Gebrauch machen. Sie können über dasInternet ein Set mit der Markierungsflüssigkeit, einem Wattestäbchenzum Auftragen und Aufklebern erwerben. Ein Fläschchen reicht nachAngaben von Polizeipräsident Holger Münch zur Kennzeichnung von 50bis 75 Wertgegenständen. Ein Set kostet derzeit 75 Euro.
Das Landeskriminalamt in Bremen hat den Einsatz der künstlichenDNA seit dem Frühjahr vorbereitet. In den Niederlanden undGroßbritannien werde die künstliche DNA bereits seit geraumer Zeit inverschiedenen Regionen erfolgreich getestet und eingesetzt. Dortkonnte die Zahl der Diebstähle nach Angaben der Bremer Polizei um biszu 80 Prozent gesenkt werden.