Kriegsverbrechen Kriegsverbrechen: Die Anklage gegen Radovan Karadzic
Den Haag/dpa. - Vor dem UN-Strafgerichtshoffür das ehemalige Jugoslawien in Den Haag werden ihm in insgesamt elfumfangreichen Fällen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeitund Kriegsverbrechen vorgeworfen. Die Anklageschrift umfasst 40Seiten; hinzu kommen rund 1,2 Millionen Seiten mit Dokumenten zurBeweisführung. Karadzic droht lebenslange Haft - die höchste Strafe,die der Gerichtshof verhängen kann.
VÖLKERMORD
Karadzic soll, gemeinsam mit anderen Tätern, in zwei großen FällenVölkermord an Teilen der muslimischen sowie der kroatischenBevölkerung von Bosnien-Herzegowina geplant und befohlen sowie zuderartigen Verbrechen angestiftet und sie begünstigt haben. Ziel seies gewesen, bosnische Muslime und Kroaten zu vernichten oder fürimmer aus Gebieten zu vertreiben, die von bosnischen Serbenbeansprucht wurden.
Die Staatsanwaltschaft fasst zum einen zahlreiche Orte zusammen,in denen Völkermord verübt worden sei. Im zweiten - und zugleich amstärksten herausragenden Fall des gesamten Verfahrens - wirft sieKaradzic vor, das Massaker an bis 8000 muslimischen Männern undJungen in Srebrenica im Juli 1995 geplant und angeordnet zu haben.
VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHLICHKEIT
Karadzic soll die gewaltsame Verfolgung und Vertreibung derbosnischen Muslime und Kroaten geplant und angeordnet haben. Dadurchseien in zahlreichen Orten Tausende von Menschen Opfer vonDiskriminierung, Durchsuchungen, ungesetzlicher Haft, Schikanen,Zwangsarbeit, Folter, Vergewaltigung und Mord geworden. Zudem seienihre Wohnungen, kulturellen und religiösen Stätten zerstört worden.Die Anklage führt dazu fünf Fälle an.
KRIEGSVERBRECHEN
Karadzic werden in vier Fällen Verletzungen des Kriegsrechtsvorgeworfen. So soll er die 43 Monate währende Belagerung undTerrorisierung der Bevölkerung von Sarajevo zu verantworten haben,darunter die Tötung und Verwundung Tausender von Zivilisten, unterihnen viele Kinder, durch Artillerie und Scharfschützen.
Als Kriegsverbrechen wird ihm auch die Geiselnahme von mehr als200 Soldaten der UN-Friedenstruppen sowie von Militärbeobachtern derUN und der NATO in mehreren Orten in Bosnien-Herzegowina angelastet.