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Krieg im Irak Krieg im Irak: 15. April: Krieg ist praktisch vorbei

15.04.2003, 05:40
US-Soldaten in Bagdad. (Foto: dpa)
US-Soldaten in Bagdad. (Foto: dpa) dpa

Bagdad/Washington/dpa. - US-Präsident George W. Bush bezeichnete das Ende des irakischenRegimes als ein gutes Zeichen. «Heute ist die Welt sicherer, dieTerroristen haben einen Verbündeten verloren.»

Führende Oppositionsgruppen verabschiedeten bei ihrem erstenTreffen nahe der südirakischen Stadt Nasirija einen 13-Punkte-Plan.Darin wird unter anderem betont, dass die neue Regierung nicht vonaußen bestimmt werden dürfe, sondern die Iraker ihre neue Regierungselbst wählen müssten.

Nach einem Report, der vom amerikanischen Zentralkommando amDienstag veröffentlicht wurde, betonte der US-Sonderbeauftrage ZalmayKhalilzad, die USA hätten kein Interesse, den Irak zu regieren. Siehofften auf die schnelle Bildung einer Übergangsregierung. Bei demTreffen hatten den Angaben zufolge rund 80 irakische Exil-Politiker,Stammeschefs und Religionsführer mit dem künftigen US-Verwalter JayGarner beraten.

   In den 13 Punkten wird unter anderem betont, dass der Irak künftigdemokratisch regiert werden soll und Stammeszugehörigkeit bei derBildung einer neuen Regierung keine Rolle spielen dürfe. Mehr als20 000 Menschen protestierten gegen das Treffen, wie der arabischeFernsehsender El Dschasira berichtete. Die nächste Konferenz soll inzehn Tagen stattfinden.

Der Vorsitzendende des Irakischen Nationalkongresses (INC), AhmedChalabi, der als erste Wahl des US-Verteidigungsministeriums für eineFührungsrolle im Irak gilt, entsandte nur einen Vertreter. Diewichtigste schiitische Oppositionsgruppe, der im iranischen Exilbeheimatete Hohe Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI),hatte seine Teilnahme sogar ganz abgesagt. Als Grund gab die Gruppean, dass die USA den Nachkriegs-Irak dominieren wollten. Die Muslimeschiitischer Glaubensrichtung stellen sowohl im Irak als auch in Irandie Bevölkerungsmehrheit.

   Der britische Außenminister Jack Straw sagte, das Treffen sei einZeichen dafür, dass nach Jahrzehnten der Diktatur jetzt die Politikam Zuge sei. «Die Zukunft des Iraks wird auf jeden Fall besser seinals die schreckliche Vergangenheit, unter der die Iraker so langeZeit gelitten haben.»

Deutschland und Großbritannien sind sich «im Prinzip» einig überdie zentrale Rolle der UN beim Wiederaufbau im Irak. Bei einemTreffen von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Premier TonyBlair in Hannover gab es am Dienstag aber noch keine Verständigungdarüber, welche Aufgaben die Weltorganisation konkret übernehmensoll. Schröder und und Blair betonten, sie wollten ihreMeinungsverschiedenheiten wegen des Krieges begraben und wieder ganzeng zusammenzuarbeiten.

Der französische Präsident Jacques Chirac telefonierte erstmalsnach den schweren Differenzen im Vorfeld des Irak-Krieges wieder mitUS-Präsident George W. Bush. Es war das erste persönliche Gesprächseit dem 7. Februar. Chirac habe Bush die Mitarbeit Frankreichs beimWiederaufbau des Iraks angeboten, sagte eine Sprecherin in Paris.

   Die Alliierten begannen unterdessen, ihre Militärpräsenz in derRegion schrittweise zu verringern. Wie die US-Marine bestätigte,werden die beiden Flugzeugträger «Kitty Hawk» und «Constellation»noch in dieser Woche mit ihren Begleitschiffen den Persischen Golfverlassen und ihre Heimathäfen ansteuern.

   Vertreter der Vereinten Nationen, die das Land vor Kriegsbeginnverlassen hatten, bereiteten ihre Rückkehr in den Irak vor. Das UN-Büro für humanitäre Hilfe berichtete, auf Zypern stehe ein aus etwa30 Mitgliedern bestehendes internationales UN-Team bereit, das diehumanitäre Lage im Irak einschätzen und dann entsprechende Maßnahmenvorschlagen werde. Weitere 700 internationale Mitarbeiter wartetenaußerhalb des Landes auf ihren Einsatz. Im Irak selbst hielten sichrund 3400 einheimische UN-Mitarbeiter bereit.

Irakische Schiiten in Najaf demonstrieren ihre Geschlossenheit (Foto: dpa)
Irakische Schiiten in Najaf demonstrieren ihre Geschlossenheit (Foto: dpa)
AFP
Archivbild vom 08.04.2003 zeigt den Vorsitzenden des oppositionellen Irakischen Nationalkongresses (INC) in London, Ahmed Chalabi (2.v.l.), im Gespräch mit nicht identifizierten Männern am 8. April 2003 nördlich von Nasirijah (Irak) in einem Camp der Free Iraqi Forces (FIF), geführt von US-Spezialeinheiten. (Foto: dpa)
Archivbild vom 08.04.2003 zeigt den Vorsitzenden des oppositionellen Irakischen Nationalkongresses (INC) in London, Ahmed Chalabi (2.v.l.), im Gespräch mit nicht identifizierten Männern am 8. April 2003 nördlich von Nasirijah (Irak) in einem Camp der Free Iraqi Forces (FIF), geführt von US-Spezialeinheiten. (Foto: dpa)
AFP
Angaben zum Irak-Krieg. (Grafik: dpa)
Angaben zum Irak-Krieg. (Grafik: dpa)
dpa