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Krankheit und Tod Krankheit und Tod: Ist «assistierter Suizid» ethisch?

29.09.2005, 14:29
Eugen Brysch (l.), Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, demonstriert mit Sympathisanten am Montag (26. Sept. 2005) in Hannover vor einem Hotel, in dem die Schweizer Sterbehilfe-Organisation «Dignitas» eine Pressekonferenz gibt. «Dignitas» hat in Hannover eine deutsche Zweigstelle gegründet.
Eugen Brysch (l.), Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, demonstriert mit Sympathisanten am Montag (26. Sept. 2005) in Hannover vor einem Hotel, in dem die Schweizer Sterbehilfe-Organisation «Dignitas» eine Pressekonferenz gibt. «Dignitas» hat in Hannover eine deutsche Zweigstelle gegründet. dpa

Berlin/dpa. - Die Unionsfraktion im Bundestag äußerte sich ähnlich, die FDP forderte mehr Offenheit in der Diskussion.

Der Verein «Dignitas» verteidigte sein Vorgehen. Die Behördenwürden feststellen, «dass wir uns im legalen Bereich bewegen», sagte Generalsekretär Ludwig Minelli der «Welt». Suizid sei «eine großartige Möglichkeit», sich einer ausweglosen Situation zu entziehen. Der Patient entscheide, ob er aus dem Leben scheiden wolle, und ein Arzt verschreibe das notwendige Medikament. Wenn vor allem die Zahl fehlgeschlagener Suizide gesenkt würde, könnten im Gesundheitswesen jährlich bis zu 20 Milliarden Euro eingespart werden, sagte Minelli.

Die Unions-Fraktion sprach von einem «falschen Signal». DasHospizwesen und die Linderung von Schmerzen müssten verbessertwerden, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel. Der FDP-Parlamentarier Michael Kauch forderte: «Die Debatte um assistierten Suizid gehört in den Bundestag.» «Dignitas» biete in der Schweiz keine aktive Sterbehilfe, sondern Beihilfe zur Selbsttötung.

Der Deutsche Caritasverband verlangte mehr Betreuung. «Man solltenicht auf vorschnelle Art und Weise Menschen die Möglichkeit geben,aus dem Leben zu scheiden, weil wir zu bequem sind», sagte Caritas-Präsident Peter Neher der dpa. Die Deutsche Hospiz Stiftung bemühtsich seit Jahren um eine bessere Versorgung Sterbenskranker. Derzeitgibt es mehr als 1000 ambulante Hospizdienste, die Schwerkrankebetreuen.

«Dignitas» hat seit Montag in Hannover einen Ableger. Der Vereinorganisiert Sterbewilligen in der Schweiz Medikamente, die zum Todführen. Die niedersächsische CDU/FDP-Regierung will «Dignitas» inDeutschland per Gesetz stoppen und einen neuen Straftatbestand fürdie professionelle Vermittlung von Möglichkeiten zur Selbsttötung prüfen.