Konklave Konklave: Die Papstwahl ist vom Gebet bestimmt

Köln/MZ - Die Sakralisierung eines höchst irdischen Geschehens wie der Wahl einer neuen Führungsfigur ist kein spiritueller Trick, sondern entspricht der christlichen Überzeugung, dass Gott seine Kirche leitet. Darum ist das Konklave vom Gebet bestimmt. Und darum findet vor Beginn eben jener feierliche Gottesdienst „Pro Eligendo Romano Pontifice“ (Für den zu wählenden Papst) über dem Grab des Apostels Petrus statt, in dessen Nachfolge der Papst als Bischof von Rom steht.
Suche nach Indizien
Zelebrant der Messe ist traditionell der Ehrenvorsitzende des Kardinalskollegiums, der Kardinaldekan. Und weil dessen Predigt die letzten nicht-rituellen Worte des Tages sind, darf darin nach Indizien gesucht werden, die womöglich schon auf Person und Profil des neuen Papstes hindeuten.
Als vor acht Jahren Joseph Ratzinger im Petersdom das Wort ergriff und in dramatischen Bildern die Lage des von den Strömungen des Zeitgeistes gebeutelten Schiffleins Kirche zeichnete, sprach hier unverkennbar der prädestinierte künftige Mann am Ruder. Es war die seltene Konstellation, dass der favorisierte Kandidat gewissermaßen eine öffentliche Bewerbungsrede halten konnte. Ratzinger nutzte die Gelegenheit.
Angelo Sodano hingegen, Kardinaldekan des Jahres 2013 und 15 Jahre Staatssekretär der beiden vorigen Päpste, gehört einerseits aus Altersgründen gar nicht mehr zum Kreis der wahlberechtigten Kardinäle, mithin auch nicht zu den „papabili“. Andererseits bestätigt der 85-Jährige Rolle und Ruf des Chefdiplomaten. Die fromme Kaffeesatzleserei in seiner Ansprache lässt nur wenige Rückschlüsse zu. Sein von großem Beifall begleiteter Dank an den abgedankten Benedikt XVI. fällt hinreichend gravitätisch aus. Die Vorgänger-Päpste der vergangenen 40 Jahre finden mit wichtigen Lehrtexten Erwähnung, so dass nicht einmal im gepflegten Weglassen ein programmatischer Hinweis vermutet werden könnte.
Es sei denn, man achtete auf eine der am häufigsten genannten Aufgaben für den neuen Papst: Er möge den stotternden, ja womöglich außer Kontrolle geratenen Apparat der römischen Kurie wieder ans geordnete Laufen bringen. Dies findet in Sodanos Predigt nicht den geringsten Widerhall. Biblische Texte, zum Beispiel über das wohl bestellte Haus oder die kluge Verwaltung, hätte es als Aufhänger zuhauf gegeben.
Zentrales Selbstverständnis
Aber Sodano setzt den Akzent auf die Einheit der Kirche und den Vorsitz des Papstes im „Liebesdienst der Kirche“. Das gehört nun so zentral zum Selbstverständnis des Papsttums, dass sich daraus kein Plädoyer für einen besonders führungsstarken Pontifex ableiten lässt. Zum Schluss beschwört Sodano die ruhmreiche Tradition der römischen Kirche, wohl wissend, dass deren Erscheinungsbild in jüngster Zeit nicht immer gar so glorios war. Doch bei Sodano, einem der - trotz seines Alters - machtbewusstesten und einflussreichsten Figuren am päpstlichen Hof, kommt der Verweis auf Ruhm und Ehre aus tiefstem Herzen - wie auch der Wunsch, dass der eine Zuhörer, der das Konklave als Papst verlassen wird, sich seine Worte zu Herzen nimmt.