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Kommunen Kommunen: Annaberg-Buchholz leuchtet auf

Von Erik Nebel 21.12.2006, 09:05
Annaberg-Buchholz (Foto: dpa)
Annaberg-Buchholz (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Annaberg-Buchholz/dpa. - Die Gäste wollendie berühmte «Weihnacht im Arzgebirg» hautnah erleben. Kein Haushalt,der dieser Tag ohne einen Schwibbogen auskommt, kaum ein Ort, an demsich nicht riesige Pyramiden auf den Marktplätzen drehen. Dieheimelige Fassade täuschte aber lange über die großenwirtschaftlichen Probleme der Region hinweg: Sie lebte von ihrergoldenen Vergangenheit, um Gegenwart und Zukunft sah es dunkel aus.

Mit einer Arbeitslosenquote von mehr als 25 Prozent hatte derArbeitsamtsbezirk Annaberg Mitte der 1990er Jahre bundesweit die roteLaterne. 70 Prozent der Industriearbeitsplätze brachen mit derEinführung der Marktwirtschaft weg. Die Annaberger klagten über einedesolate Verkehrsanbindung. Mittlerweile aber leuchtet die Regionnicht mehr nur in der Weihnachtszeit auf. Die Arbeitslosenquote istmittlerweile auf 15,7 Prozent gefallen und liegt damit zum Beispielunter dem Leipziger Wert.

Ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk präsentierte Ende NovemberOberbürgermeisterin Barbara Klepsch (CDU) dem Stadtrat. Die FirmaWölfle aus Baden-Württemberg habe sich entschieden, in derErzgebirgsstadt zu investieren. Der international tätige Zuliefererfür die Bau- und Landmaschinenbranche will in den kommenden dreiJahren rund 130 Arbeitsplätze schaffen.

In diesem Jahr hatte bereits die Handtmann Leichtmetallgießereiihr Annaberger Werk ausgebaut. Der Dichtungshersteller IDT plant nachAngaben von Prokurist Gerald Richter ebenfalls eine Vergrößerungseines Werkes in der Erzgebirgsstadt. «Sehr gute Signale für denStandort Annaberg-Buchholz» seien das, sagt Klepsch. Ein Grund fürden Aufschwung ist der Ausbau der Straßen Richtung Annaberg. In diezwei Autobahnzubringer sind nach Angaben des sächsischenWirtschaftsministeriums knapp 50 Millionen Euro geflossen.

«Die Menschen im Erzgebirge haben eine ähnliche Mentalität wie wirSchwaben - sie sind arbeitsam, strebsam und gut ausgebildet», sagtWölfle-Prokurist Klaus Deckert. «Wir wollten expandieren und habennach einem Standort in Deutschland gesucht.» Dass sein Unternehmenauf Annaberg kam, begründet Deckert auch mit dem Tipp anderer Firmen.«Uns ist die Region empfohlen worden.»

Harte Arbeit habe die Region seit Jahrhunderten geprägt, sagtAnnabergs Stadtsprecher Matthias Förster. «Alles kommt vom Bergwerkher», zitiert er einen altbekannten Satz im Erzgebirge. «Die heutigeAutomobil- und Solarindustrie, aber auch die Mikroelektronik Sachsensfußen auf der jahrhundertealten Kompetenz im Umgang mit Metallen»,erklärt Förster.

Als 1492 Silber am Schreckenberg gefunden wurde, begann derrasante Aufbau der Siedlung. Schon 1530 war St. Annaberg mit rund12 000 Einwohnern nach Freiberg die zweitgrößte Stadt Sachsens. DieZeugnisse der damaligen Glanzzeit sind vielerorts in der Stadt zubewundern. Mitten im Zentrum, gleich gegenüber der riesigenspätgotischen Hallenkirche St. Annen, können Besucher in ein tiefesSilberbergwerk absteigen.

Der Tourismus bleibt trotz der Investitionszusagen der wichtigsteWirtschaftszweig. Um den weiter anzukurbeln, strebt das Erzgebirgedie Aufnahme in die Liste der UNESCO-Welterbestätten bis 2011 an.«Die Chancen dafür stehen gut», meint Förster. Die Region will mitihrer jahrhundertealten Montangeschichte beim UNESCO-Gremium punkten- so wie sie ihre Tradition zunehmend erfolgreicher beim Buhlen umWirtschaftsansiedlungen einsetzt.