Kommentar zum Linksparteitag Kommentar zum Linksparteitag: Wagenknecht und Kipping - Vakuum der Widersprüchlichkeit

Die Zusammenkunft der Linken in Leipzig ist wie so vieles an der Partei widersprüchlich. Während die Delegierten den flüchtlingspolitischen Kurs der Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger stützten, brachten sie den beiden bei ihrer Wiederwahl eine herbe Schlappe bei. So widersprüchlich, wie es scheint, ist das freilich gar nicht. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung einer Mehrheit in der Partei, dass Sahra Wagenknecht unverzichtbar sei.
Wagenknechts Unverzichtbarkeit geht zu Kippings Lasten
Dies wiederum geht vor allem zu Kippings Lasten. Denn sie hat Wagenknecht zuletzt am vehementesten widersprochen. Doch beschädigt sind am Ende auch Wagenknecht und ihr Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch. Wagenknecht, weil sie inhaltlich offensichtlich isoliert ist, Bartsch, weil manche seiner Reformer-Freunde ihn allem Anschein nach für einen Opportunisten halten. Es gibt jedenfalls niemanden in der Linken, der von dem Dauerstreit an der Spitze profitiert hätte. Die sächsische Landeschefin Antje Feiks sagte vollkommen zurecht: „Die öffentlichen Kämpfe – sie schaden uns, und sie lähmen.“
Sachliche Lösungen werden nicht in Betracht gezogen
Sie haben überdies verhindert, dass die Partei zu einer überzeugenden Position in der Flüchtlingspolitik findet. Zwischen Kippings und Riexingers unrealistischer Losung „offene Grenzen“ und Wagenknechts bereitwilliger Anpassung an den Rechtstrend tut sich ein Vakuum auf, das die Linke mit einem moralisch überzeugenden und wirklichkeitstauglichen Konzept füllen könnte und füllen müsste. Das Misstrauen und die Polarisierung zwischen dem Führungspersonal sind jedoch so groß, dass sachliche Lösungen gar nicht in Betracht gezogen werden. Gut ist das nicht. Und wenn die Linke nicht an ihren Neurosen arbeitet, dann wird es auch nicht besser.