Kommentar zum Edathy-Auftritt Kommentar zum Edathy-Auftritt: Tiefe Verachtung des Parlaments

Berlin - Die Frage vor diesem Tag in Berlin lautete ja: Wem wird Sebastian Edathys Auftreten, wem wird seine Rückkehr nach Deutschland schaden - ihm selbst oder vielmehr den Sozialdemokraten? Die Frage lässt sich jetzt einfach und unangenehm beantworten: beiden. Und damit ist längst nicht alles gesagt.
Was immer aus Edathy wird, wer immer bei den Sozialdemokraten noch Konsequenzen aus der Sache ziehen wird, die furchtbare, die peinliche Inszenierung des Auftritts von Sebastian Edathy schadet der Politik und dem Parlament als solchem.
Unwürdiges Schauspiel
Sicher, es ist zunächst eine Frage der Terminierung, aber es hat am Ende auch etwas Unwürdiges, wenn ein gefallener Politiker sich stundenlang in der Bundespressekonferenz ausbreiten kann – und ausfällig werden kann – bevor er dann überhaupt vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags auftritt. Deutlicher kann man kaum zeigen, was man vom Parlament und seinen Ausschüssen hält.
Im Fall von Edathy ist das übrigens besonders interessant, weil er einst als Leiter des NSU-Untersuchungsausschusses bewiesen hat, was die Politik mit einem solchen Gremium leisten kann: nämlich Aufklärung. Reue hat er nun nicht gezeigt, das musste man befürchten, selbst Demut war wohl zu viel verlangt - aber dass er die Politik, die er einst selber so ernst nahm, heute so burschikos verachtet, das hat schon eine neue Qualität.