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Kirch-Gruppe in der Krise Kirch-Gruppe in der Krise: Bleibt Medienmogul im Lande?

13.02.2002, 16:53
Leo Kirch
Leo Kirch dpa

Sao Paulo/Hamburg/dpa. - BundeskanzlerGerhard Schröder (SPD) favorisiert offenbareine deutsche Lösung bei der Neuordnung derhochverschuldeten Kirch-Gruppe. Wenn es dazukomme, sei dies "um so besser", sagte er am Mittwochauf seiner Lateinamerikareise. AusländischeKapitalgeber dürften von einem Engagementin Deutschland aber nicht abgehalten werden.Der australische Medienunternehmer RupertMurdoch hat Interesse signalisiert, sein Engagementbei Kirch zu verstärken.

Meldungen, wonach er sich mit Vertretern desBertelsmann-Konzerns, der Essener WAZ-Gruppeund der Deutschen Bank getroffen habe, umüber die Zukunft der Kirch-Gruppe zu sprechen,wollte der Gerhard Schröder weder dementierennoch bestätigen. Laut Medienberichten wurdeüber eine Lösung geredet, Murdoch vom deutschenMarkt fern zu halten. Die WAZ hat Interessean der Übernahme von Anteilen am Springer-Verlag.An Springer hält Kirch einen Anteil von 40Prozent.

Gegen eine "nationale Lösung" zur Rettungder Kirch-Gruppe hat sich der Vorsitzendeder Kommission zur Ermittlung der Konzentrationim Medienbereich (KEK), Ernst-Joachim Mestmäcker,ausgesprochen. Die Öffnung des Marktes fürausländische Investoren bedeute Wettbewerb,was dem Verbraucher Vorteile bringe, sagteMestmäcker der Zeitung "Die Woche". Er lehnteeinen Verkauf von Kirchs Springer-Anteilenan Banken ab.

Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte,sein Institut wolle der Kirch-Gruppe keinAngebot für ihre Beteiligung am Springer Verlagmachen. Nach Informationen der "FinancialTimes Deutschland" soll die Dresdner Bankder Kirch-Gruppe ein Gegenangebot unterbreitethaben. Die Hypo-Vereinsbank will nach Informationenaus Branchenkreisen 1,1 Milliarden Euro fürdas Springer-Paket bezahlen. Die FrankfurterKommunikationsagentur Hunzinger spricht lautFirmenchef Moritz Hunzinger mit der Kirch-Gruppeüber den Kauf der Agenturtochter "ddp".

Die Kirch-Gruppe ist mit sechs MilliardenEuro verschuldet und muss in den nächstenMonaten mehrere Großkredite zurückzahlen.Dem Magazin "Stern" zufolge drücken nun auchimmer höhere Schulden in den USA. Allein beidem Hollywood-Studio Paramount Pictures steheKirch mit rund 200 Millionen Dollar in derKreide. Das ist doppelt so viel, wie bislangangenommen.

Paramount und die Muttergesellschaft Viacomklagen gegen Kirch, der mit fast allen großenHollywood-Studios langlaufende Filmrechteverträgeabgeschlossen hatte - die er nun offenbarnicht mehr bedienen kann. Auch das französischeStudio Universal klagt gegen Kirch. Hier solleine Zahlung von 80 Millionen Dollar ausstehen.

Infogramm zur KirchGruppe
Infogramm zur KirchGruppe
dpa
Struktur und Schulden der KirchGruppe
Struktur und Schulden der KirchGruppe
dpa