Kernenergie Kernenergie: Bericht zu Vorfällen im Atomkraftwerk Krümmel erwartet
Kiel/Berlin/Stockholm/dpa. - Dasteilte ein Sprecher des Sozialministeriums am Donnerstag mit. In demBericht sollen alle bisher bekannten Vorfälle in der Anlagezusammengefasst werden. Im schwedischen Atomkraftwerk (AKW) Ringhals,das ebenfalls zum Vattenfall-Konzern gehört, wurden dieAlkoholkontrollen verstärkt, nachdem es außerhalb des Werksgeländeseinen Zwischenfall mit betrunkenen Bauarbeitern gegeben hatte.
In Krümmel östlich von Hamburg war am 28. Juni in einerTrafostation ein Brand ausgebrochen. Der Betreiber Vattenfallverschwieg zunächst Bedienungsfehler. Kurz zuvor war das AKWBrunsbüttel an der Unterelbe nach einem Kurzschluss automatischheruntergefahren worden. Auch hier gab es Auffälligkeiten, dieverspätet gemeldet wurden. Aus Krümmel wurde am Donnerstag zudem einein Leck an einem Entlüftungsstutzen gemeldet.
Im Fall des Kraftwerks Ringhals teilte Vattenfall mit, die dortigeWerksleitung habe von der Fremdfirma verlangt, dass insgesamt achtauffällig gewordene Arbeiter von den Bauarbeiten ausgeschlossenwerden. Die Bauarbeiter seien nach Ende ihrer Arbeitszeit in einemHotel aufgefallen, wo sie Frauen sexuell belästigt haben sollen. DieDeutsche Presse-Agentur dpa hatte zunächst berichtet, Arbeiter seienim Kraftwerk betrunken erwischt worden.
In Ringhals hatte im November 2006 ein Trafo gebrannt, der dannexplodierte. Auch im Umfeld des Vattenfall-AKW Forsmark nördlich vonStockholm gab es im Vorjahr Berichte über Alkoholprobleme. Dort warim Sommer 2006 ein Reaktor beinahe außer Kontrolle geraten. Nacheinem Stromausfall sprangen Notaggregate zur Reaktorkühlung nicht an,im Kontrollraum fielen die Computer aus.
Zur Aufklärung des Störfalls im AKW Krümmel von Ende Juni soll esnach Angaben von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nun dochein Gespräch der Atomaufsicht mit den zuständigen Mitarbeitern geben.Dies sei für den kommenden Montag angesetzt, berichtete Gabriel inBerlin. Nach Angaben des Kieler Sozialministeriums, das Vattenfall zudem Treffen aufgefordert hatte, gab es bis zum Donnerstagnachmittagaber noch keine Reaktion des Stromkonzerns. Der Betreiber hatte sichzunächst geweigert, noch vor der internen Aufklärung den für dieSchicht am 28. Juni Verantwortlichen ein Gespräch mit derAtomaufsicht zu gestatten.
Gabriel berichtete, das für die AKW-Betriebsgenehmigungenzuständige Kieler Sozialministerium prüfe vorerst technisches undmenschliches Versagen. «Das muss man sehr präzise aufklären.» DiePannen in den Kraftwerken seien aber unverantwortlich und sprächeneindeutig gegen die von den großen Stromkonzernen verfolgteVerlängerung der Laufzeiten älterer Atommeiler.
Im vergangenen Jahr wurden 130 meldepflichtige Ereignisse ausdeutschen Atomkraftwerken bekannt. Sie hätten keine oder sehr geringeunmittelbare sicherheitstechnische Bedeutung gehabt, hieß es imJahresbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Ein Jahrzuvor waren 126 Zwischenfälle gemeldet worden.
Im Atommeiler Krümmel stellten Mitarbeiter des Kraftwerks ein Leckan einem Entlüftungsstutzen im Turbinenbereich fest. Das etwa zweiMillimeter große Loch wurde an einem Stutzen der Vorwärmanlageentdeckt, teilte Betreiber Vattenfall am Donnerstag mit. ErhöhteRadioaktivität sei nicht gemessen worden. Vattenfall meldete denSchaden der Atomaufsicht als «Meldepflichtiges Ereignis der KategorieN» (Normal). Die Vorwärmanlage ist Teil des Wasser-Dampf-Kreislaufsin dem Kraftwerk. Das schadhafte Stück soll ausgetauscht und allevergleichbaren Stutzen untersucht werden.
