Kennedy-Trauerfeier: Vorbild und Brückenbauer
Washington/dpa. - Verwandte, Parteifreunde und Oppositionspolitiker haben bei einer Gedenkveranstaltung den gestorbenen US-Senator Edward Kennedy als einen der Heroen der amerikanischen Politik gewürdigt.
US-Vizepräsident Joe Biden nannte Ted Kennedy am Freitagabend (Ortszeit) in der John F. Kennedy- Gedenkstätte in Boston ein Vorbild an Uneigennützigkeit und Lebensmut, eine «heroische, historische Figur». Kennedy habe ihm wie einer ganzen Generation von Politikern geholfen, höchste Maßstäbe an das eigene Handeln anzulegen und über sich selbst hinaus zu wachsen.
Er wäre ohne die Inspiration und die Unterstützung Kennedys heute nicht Vize-Präsident der USA, sagte Biden. Er glaube allerdings nicht, dass mit dem Tod des Senators die «Ära Kennedy» vorbei sei. Nach wie vor bildeten die Kinder der Generation von John F., Bob und Edward Kennedy «eine unglaubliche Familie... talentierter und engagierter als jede andere Familie, die ich gesehen habe».
Mehrere US-Senatoren gedachten bei der über dreistündigen Veranstaltung des Verstorbenen. «Wir waren meistens unterschiedlicher Meinung. Aber ich habe ihn bewundert für seine Überzeugungen, seine Geduld bei der harten, manchmal langweiligen Arbeit der Gesetzgebung», sagte der republikanische Senator John McCain. Vor allem aber habe Kennedy ein «unheimliches Gespür» gehabt, wann es möglichen gewesen sei, Brücken zwischen den politischen Lagern zu bauen, betonte der republikanische Präsidentschaftskandidat von 2008.
Der Neffe Ed Kennedys, Joseph Kennedy, nannte seinen Onkel den «Fels der Familie». Vor allem, wenn es darum gegangen sei, in der dramatischen Familiengeschichte mit Todesfällen wie den Morden an den Brüdern John F. und Robert Kennedy fertig zu werden, sei Edward Kennedy «wie ein Vater» zu allen gewesen, sagte der Sohn des bei einem Attentat getöteten Robert Kennedy. Kaum ein anderer Senator habe den Gang der Geschichte der USA mehr verändert als Edward Kennedy in seinen fast 47 Jahren als Mitglied des US-Senats, sagte der demokratische Senator John Kerry.
Auf der Veranstaltung mit dem Titel «Eine Fest für das Leben» zeichneten Verwandte und Spitzenpolitiker mit zahlreichen Anekdoten ein oft heiteres Bild des «liberalen Löwen aus Massachusetts». Chöre und Sänger komplettierten die bewegende, aber oft heitere Gedenkfeier für den legendären Veteranen der amerikanischen Politik.
Über 50 000 Menschen erwiesen am Donnerstag und Freitag dem Senator an seinem aufgebahrten Sarg in der John F. Kennedy Bibliothek in Boston die letzte Ehre. Am Samstag soll der Leichnam Kennedys nach einem Trauergottesdienst in Boston auf dem Nationalfriedhof Arlington nahe Washington beerdigt werden. US-Präsident Barack Obama wird bei den Trauerfeierlichkeiten in der Basilika «Our Lady of Perpetual Help» in Boston den Verstorbenen würdigen. Der 77 Jahre alte Demokrat war am vergangenen Dienstagabend an einem Gehirntumor gestorben.
Zu der Trauerfeier werden auch die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Bill Clinton und George W. Bush erwartet. In einer privaten Zeremonie soll Edward Kennedy dann in Arlington zu Grabe getragen werden, wo schon seine ermordeten Brüder die letzte Ruhe fanden.