Kenia Kenia: Doppel-Anschlag auf Hotel und Flugzeug

Mombasa/Jerusalem/dpa. - Bei einem Selbstmordanschlag auf einisraelisch geführtes Hotel am Indischen Ozean in Kenia sind amDonnerstag mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen. 40 weitereMenschen wurden bei dem Blutbad nahe der Stadt Mombasa zum Teilschwer verletzt. Fast zeitgleich feuerten Terroristen zwei Raketenauf ein israelisches Charterflugzeug kurz nach dem Start von nahegelegenen Flughafen. Die Geschosse verfehlten ihr Ziel nur knapp.In Sicherheitskreisen wurde am häufigsten das Terrornetzwerk El Kaidaals möglicher Drahtzieher genannt. Nach Angaben der kenianischenPolizei wurden im Zusammenhang mit den Taten zwei Araberfestgenommen.
Wie die Polizei mitteilte, kamen bei dem Anschlag auf das Hotel«Paradies» sechs Kenianer, drei Israelis, darunter zwei kleineMädchen, sowie die drei Täter ums Leben. Insgesamt hielten sich zumZeitpunkt der Explosion etwa 140 Gäste in dem Hotel auf. DasAuswärtige Amt in Berlin aktualisierte seine Sicherheitshinweise fürReisen Deutscher in das ostafrikanische Land. Eine Reisewarnung wurdeaber nicht herausgegeben.
Nach israelischen Augenzeugenberichten ereignete sich derBombenanschlag auf das Hotel gegen 07.30 Uhr (Ortszeit). Ein mit dreiMännern besetztes weißes Geländefahrzeug durchbrach danach dieAbsperrung vor dem Hotel am Strand von Kikambala. Ein Augenzeugeberichtete, einer der Männer sei zur Rezeption gestürzt, wo er sichin die Luft gesprengt habe. Gleichzeitig sei auch der Jeepexplodiert. Ein Augenzeuge berichtete auch, die Attentäter hätten«arabisch» ausgesehen. Nach anders lautenden Berichten raste das mitSprengstoff beladene Fahrzeug in die Empfangshalle, wo esexplodierte. Durch die Wucht der Explosion stürzten Teile des Hotelsein, das in Flammen aufging.
Der Terroranschlag ereignete sich kurz nach dem Einchecken einergroßen israelischen Reisegruppe in dem Hotel, wie Augenzeugenerzählten. Die Urlauber waren zwei Stunden zuvor mit der Arkia-Maschine in Mombasa gelandet. «Wir waren gerade im Hotel angekommen,als es zu der Explosion kam. Teile des Hotels wurden nach derExplosion «in einen riesigen Feuerball gehüllt», wie ein Augenzeugeschilderte. «Wir wollten gerade die Lobby verlassen, da brach überallFeuer aus. Hier herrscht wirklich völliges Chaos, einige Leute wurdenschwer verletzt», beschrieb die Israelin Linoi die Szene. «Wir ließenalles fallen und rannten um unser Leben».
Mehrere Familien kamen aus der Stadt Beer Schewa in Südisrael nachMombasa, um dort die «Bar Mizwa», die jüdische Konfirmation ihrerSöhne zu feiern. «Wir wollten dem Chaos (in Israel) entkommen und nundieses!» klagte eine Augenzeugin im israelischen Rundfunk.
Etwa fünf Minuten vor dem Blutbad hatten unbekannte Terroristenzwei Kilometer nördlich des Flughafens von Mombasa zwei Boden-Luft-Raketen vom Typ Strella auf eine startende Boeing 757 derChartergesellschaft Arkia abgefeuert. Nach Schilderung der Pilotenverfehlten die Raketen die Maschine nur um wenige Meter. Die mit 264Passagieren und 11 Besatzungsmitgliedern voll besetzte Maschinelandete am Mittag sicher in Tel Aviv, eskortiert von einemKampfflugzeug. Wegen des Raketenüberfalls setzte die israelischeFluggesellschaft El Al zunächst alle internationalen Starts aus.
Eine bislang unbekannte Gruppe namens «Armee Palästinas» bekanntesich zu den Anschlägen in Kenia. In Israel wurde das an eine Agenturin Beirut gerichtete Bekennerschreiben mit Skepsis aufgenommen. Ineiner an eine westliche Agentur in Beirut übermittelten Erklärungerklärte die Gruppe, sie habe zwei Attentäter-Trupps nach Kenia Landgesandt, damit «die Welt wieder die Stimme der palästinensischenFlüchtlinge hört». Internationale Terrorismusexperten und israelischeGeheimdienstkreise gingen dagegen davon aus, dass die Anschläge inKenia auf das Konto der Terrororganisation El Kaida gehen.
Israels Außenminister Benjamin Netanjahu nannte den Doppelanschlageine «ernste Eskalation des internationalen Terrorismus».Regierungschef Ariel Scharon rief die wichtigsten Minister zu einerSondersitzung zusammen. Vier Hercules-Transportmaschinen derisraelischen Luftwaffe flogen am Morgen mit Ärzten nach Mombasa, umbei der Versorgung der Verletzten zu helfen.
Bundesaußenminister Joschka Fischer äußerte sich «empört überdiesen brutalen und mörderischen Anschlag». Innenminister Otto Schilysagte, die Attacken bewiesen, wie gefährlich die Bedrohung durch denTerrorismus sei und «wie ernst diese terroristischen Netzwerke zunehmen sind».
Aus Terrorfurcht schlossen Australien, Kanada und die EuropäischeUnion nach einer Warnung ihre diplomatischen Vertretungen auf denPhilippinen vorübergehend. Hinweise über einen möglichen Anschlagmilitanter Moslems in den nächsten Tagen seien glaubhaft und sehrgenau", sagte der australische Außenminister Alexander Downer.
