Katholische Kirche Katholische Kirche: Wie viel Geld haben die deutschen Bistümer?

Köln/MZ - Ein bisschen schwanger, das hat ja nun noch nie geklappt. Mit ein bisschen Transparenz probiert es derzeit die katholische Kirche und kommt ebenso wenig damit durch.
Nach dem Skandal um die jahrelang verschleierten Kosten des Limburger Bischofssitzes und die extravaganten Ansprüche des (Noch-)Hausherrn Franz-Peter Tebartz-van Elst sind mit ihm auch die anderen Bischöfe unter Druck geraten. Bislang weigerten sich fast alle 27 Bistümer beharrlich, ihre Schattenhaushalte offenzulegen. Eine Rechtspflicht dazu besteht nicht, so dass von jeher wilde Spekulationen über den Wert des „Tafelsilbers“ im Umlauf sind, über das die Bischöfe trotz interner Kontrolle mehr oder weniger frei verfügen können. In Limburg etwa wurden die 31 Millionen Euro für Tebartz’ Luxusresidenz im wesentlichen dem „Bischöflichen Stuhl“ entnommen, einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Ein Drittel des Gesamtvermögens soll der Bischof für dieses Projekt aufgezehrt haben – freundlich unterstützt von seinem gewieften Generalvikar Franz Kaspar und einem willfährigen Vermögensverwaltungsrat als Schein-Aufsicht.
Seit nun das ganze Ausmaß solch selbstherrlichen Hantierens mit dem Geld der Gläubigen offenbar wird, ist die Mauer des Schweigens um die geheimen kirchlichen Vermögenshaushalte der Bistümer ins Wanken geraten. Derzeit überbieten sich die Bistümer mit Zahlenfeuerwerken und der Beteuerung größtmöglicher Transparenz. Die Botschaft: Wir haben nichts zu verbergen, Limburg ist nicht überall.
Doch „größtmöglich“ ist ein dehnbarer Begriff. So ergeben sich aus Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ im reichen Erzbistum Köln Finanzerträge von jährlich 90 Millionen Euro, die nur zu einem Zehntel aus dem 166-Millionen-Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls stammen. Der Löwenanteil könnte aus Beteiligungen an Immobiliengesellschaften und anderem wertvollen Besitz des Traditionsbistums mit seiner 1 700-jährigen Geschichte kommen. Könnte. Genaueres dazu sagt das Erzbistum bislang nicht. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat inzwischen um detaillierte Auskunft gebeten.
Ähnlich unscharf kommunizieren auch andere Diözesen. So ist offen, welche Schattenhaushalte sie außer ihren bischöflichen Stühlen noch führen. Der „Spiegel“ berichtet von „diskreten Vermögen“ in diversen Kirchenkassen, die unter anderem aus abfließenden Kirchensteuern gespeist würden. In Limburg zum Beispiel schätzten Mitarbeiter der Bistumsverwaltung das auf diese Weise angesammelte Barvermögen auf mindestens 300 Millionen Euro.
Das jüngste, scheinbar virtuose öffentliche Jonglieren der Bistümer mit ihren Vermögen hat freilich auch zu veritablem Durcheinander geführt: Untereinander sind die Zahlen nur schwer vergleichbar, weil sie zum Teil auf verschiedenen Berechnungen beruhen. Einige Bistümer arbeiten noch mit einer speziellen (veralteten) Art der Buchführung, deren Umstellung nach Aussage von Clemens Stroppel, Generalvikar des Bistums Rottenburg-Stuttgart, langwierig und kompliziert ist. Deshalb knirscht Stroppel mit den Zähnen: Ein bisschen Transparenz bedeutet am Ende nur größeres Misstrauen.