Katholische Kirche Katholische Kirche: Papst Benedikt feiert seinen 80. Geburtstag

Rom/dpa. - «Ich danke Gottfür die Weggefährten, Freunde und Helfer, die er mir geschenkt hat»,rief er den jubelnden Menschen zu. Ein Meer von weiß-blauenRautenfahnen sowie 200 Gebirgsschützen in ihren traditionellenUniformen gaben dem Ereignis ein bayerisches Gepräge. BundeskanzlerinAngela Merkel (CDU) wünschte Benedikt für das neue LebensjahrGesundheit und Schaffensfreude, Kraft und Gottes Segen.
Die Kanzlerin, die in der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale an einemFestgottesdienst teilnahm, zollte dem Papst höchste Anerkennung undRespekt. In ihrem Glückwunschschreiben heißt es: «Mit theologischerStrahlkraft, tiefer Glaubensstärke und persönlicher Überzeugunggestalten Sie seit Jahrzehnten in der katholischen Kirche und in dieGesellschaft hinein.» Die Klarheit des christlichen Zeugnisses steheim Zentrum. «Dabei werden Sie nicht müde, deutlich zu machen, dasssich der Glaube nicht in Beliebigkeit verflüchtigen und konturloswerden darf», hob Merkel hervor. Bundestagspräsident Norbert Lammert(CDU) würdigte Benedikt XVI. als «eine der wenigen unbestrittenenAutoritäten unserer Zeit».
Im bayerischen Geburtsort Marktl am Inn wurde das Geburtshaus desPapstes als eine neue Begegnungsstätte eröffnet und in RatzingersTaufkirche St. Oswald eine Messe gefeiert.
Zum eigentlichen Ehrentag an diesem Montag (16. April) empfängtBenedikt unter anderem den bayerische Ministerpräsident EdmundStoiber und dessen Amtskollegen Peter Harry Carstensen (CDU) ausSchleswig-Holstein zu Privataudienzen. Am Abend gibt es in Rom einKonzert des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart zu Ehren des Papstes,zu dem auch der baden-württembergische CDU-Ministerpräsident GüntherOettinger kommen will.
Bei strahlender Sonne erinnerte Joseph Ratzinger in seiner Predigtan seine Familie und Freunde. «Ich danke Gott, dass ich erlebendurfte, was Familie bedeutet...Ich danke Gott, dass ich tief erfahrendurfte, was mütterliche Güte bedeutet..Ich danke Gott für meineGeschwister, die mir ein Leben lang treu und helfend zur Seitestanden und stehen.» Viele Kardinäle und Bischöfen waren nach Romgekommen, auch Papstbruder Georg Ratzinger aus Regensburg war dabei.
Eindringlich erinnerte der deutsche Papst an seine Priesterweihe:«Als wir mehr als 40 Weggefährten am Peter- und Paultag 1951 imFreisinger Dom am Boden hingestreckt lagen und über uns alle Heiligenangerufen wurden, kam mir die Armseligkeit meiner eigenen Existenzangesichts dieses Auftrags bedrängend zum Bewusstsein.» Ausdrücklichdankte er auch seinem Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005).
Seit seiner Wahl am 19. April 2005 ist Benedikt Führer derkatholischen Weltkirche. Nach Ansicht von Beobachtern ist die Zeitnoch zu kurz, um von einer «Ära Benedikt» zu sprechen. Höhepunktewaren der Besuch beim katholischen Weltjugendtag in Köln im Sommer2005 und die Bayernreise im vergangenen September. Die bisherschwierigste Phase des Pontifikats war nach den umstrittenenÄußerungen Benedikts zum Thema Islam und Gewalt auf seinerBayernreise, mit denen er eine Welle der Empörung in der muslimischenWelt auslöste. Zuvor war Ratzinger über 20 Jahre lang Präfekt derGlaubenskongregation im Vatikan.
Allein 500 bayerische Pilger waren mit einem Sonderzug nach Romgekommen. «Ich sehe viele bayerischen Fahnen, das tut mein Herz auf»,freute sich der Papst.
Den Festgottesdienst in Berlin leitete Kardinal Joachim Meisner.Ratzinger sei der «Mozart unter den Theologen», sagte der KölnerErzbischof in der überfüllten Kathedrale. «Seine Worte klingen denMenschen wie Musik in den Ohren und Herzen.» Deshalb würden diePilgerströme zu den päpstlichen Generalaudienzen von Monat zu Monatgrößer.
Benedikt habe die «Diktatur des Relativismus» als das Grundübelder westlichen Gesellschaften erkannt, meinte Meisner. Wenn es aberkeine festen Werte und Wahrheiten gebe, mache dies den Menschengegenüber «der Frage nach Gut und Böse schließlich gleichgültig». DerMensch kenne dann keine Grenzen mehr. Warnend sagte Meisner: «DerMensch kann Menschen klonen - also tut er es. Der Mensch kannAtombomben bauen - also tut er es.»
Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml eröffnete ebenfalls amSonntag das Geburtshaus Ratzingers offiziell als neueBegegnungsstätte. Dort werden Leben und Wirken des berühmten Sohnesvon Marktl dokumentiert. Schraml nannte Benedikt einen «genialenLehrer der Theologie».