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Katholische Kirche Katholische Kirche: Papst beklagt heftige Kritik im Streit um Pius-Brüder

12.03.2009, 10:09

Rom/dpa. - , schreibt Benedikt in einem am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Brief an alle Bischöfe. Er zitierte damit aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus, in dem esheißt: «Wenn ihr einander beißt und zerreißt, dann gebt acht, dassihr euch nicht gegenseitig umbringt.» Der Papst räumt in seinem Brief Pannen im Vatikan im Zuge der Rücknahme der Exkommunikation ein und hofft, das sein Schreiben jetzt «zum Frieden in der Kirche» beiträgt.

«Betrübt hat mich, dass auch Katholiken, die es eigentlich besserwissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf micheinschlagen zu müssen glaubten», greift Benedikt überraschend offenKritiker seiner Entscheidung in der eigenen Kirche an. Vor allem dieTatsache, dass der Holocaust-Leugner Richard Williamson unter denvier Pius-Bischöfen ist, hatte weltweit bei Juden, aber auch in derkatholischen Kirche selbst Empörung und Unverständnis ausgelöst. DerPapst dankte nun ausdrücklich «den jüdischen Freunden, die geholfenhaben, das Missverständnis schnell aus der Welt zu schaffen».

«Dass die leise Gebärde einer hingehaltenen Hand zu einem großenLärm und gerade so zum Gegenteil von Versöhnung wird, müssen wir zurKenntnis nehmen», hält Benedikt in dem vierseitigen Schreiben zurKritik an seiner Wiederannäherung an die Pius-Brüder fest. SeineEntscheidung war vor allem in Deutschland heftig attackiert worden.

«Manchmal hat man den Eindruck, dass unsere Gesellschaftwenigstens eine Gruppe benötigt, der gegenüber es keine Toleranz zugeben braucht, auf die man ruhig mit Hass losgehen darf», entgegnetBenedikt. «Und wer sie anzurühren wagte - in diesem Fall der Papst -,ging auch selber des Rechts auf Toleranz verlustig und durfte ohneScheu und Zurückhaltung ebenfalls mit Hass bedacht werden.»

Benedikt wirft die Frage auf, ob man die Pius-Gemeinschaft mitihren knapp 500 Priestern und Hunderten von Seminaristen, Brüdern undSchwestern «beruhigt von der Kirche wegtreiben lassen» könne. «Sollenwir sie einfach als Vertreter einer radikalen Randgruppe aus derSuche nach Versöhnung und Einheit ausschalten?» Viele Misstöne seienseit langem aus der Bruderschaft gekommen, doch müsse die Kirche auch«großmütig sein können im Wissen um den langen Atem, den sie hat».Die Einheit der Christen habe höchste Priorität, stellte er klar.

Nach den «Pannen» in der Kommunikation und in der Erklärung derpäpstlichen Geste, den Pius-Brüdern gegenüber, will Benedikt die fürdie Traditionalisten zuständige Kommission «Ecclesia Dei» stärkeranbinden. Sie wird der Glaubenskongregation angegliedert. Die vonKardinal Dario Castrillón Hoyos geleitete Kommission war wegen der«Pannen» um die Rücknahme der Exkommunikation in das Kreuzfeuer derKritik geraten. Benedikt erläuterte, dass die Traditionalisten keinerechtmäßigen Ämter in der Kirche ausüben, «solange die Bruderschaftkeine kanonische Stellung in der Kirche hat». Die Traditionalistenmüssen das Zweite Vatikanische Konzil mit seinen Reformen annehmen.