Katholische Kirche Katholische Kirche: Nur enthaltsam lebende Homosexuelle sollen Priester werden
Rom/dpa. - Der Vatikan will Homosexuelle, die nicht keusch leben, künftig nicht mehr zur Priesterweihe zulassen. Männer mit «homosexuellen Tendenzen» sollen künftig nur dann Priester werden dürfen, wenn sie mindestens drei Jahre enthaltsam waren und somit ihre Neigung «überwunden» haben. Dies geht aus einem neuen Dokumentdes Heiligen Stuhls hervor, das die katholische Nachrichtenagentur Adista jetzt vorab im Internet veröffentlichte - wenige Tage vor der offiziellen Präsentation am kommenden Dienstag (29.11.).
Die Kirche müsse vor der Zulassung zur Weihe sicherstellen, dassder Anwärter die für das Priesteramt notwendige «emotionale Reife»und «spirituelle Väterlichkeit» entwickelt habe, heißt es in demPapier. Papst Benedikt XVI. hatte das Dokument, das von derBildungskongregation ausgearbeitet worden ist, bereits am 31. Augustabgesegnet. Erstmals soll es damit eine verbindliche Regelung geben,wie mit homosexuellen Amtsanwärtern verfahren wird. Bislang wurdenPriesteranwärter nicht auf ihre sexuellen Neigungen hin befragt oderüberprüft.
«Wenn es sich um homosexuelle Tendenzen handelt, die nur Ausdruckeines vorübergehenden Problems sind - wie beispielsweise eine nochnicht abgeschlossene Phase des Heranwachsens - dann müssen diesedennoch ganz klar mindestens drei Jahre vor der Priesterweiheüberwunden sein», heißt es in dem Dokument. Die Geistlichen, die dieEntscheidung über die Weihe eines Anwärters treffen, müssten«gewissenhaft versuchen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen», wenndieser «tief verwurzelte homosexuelle Neigungen» zeige.
Das Papier wurde bereits im Vorfeld scharf kritisiert. «Man mussden Vatikan vor einer generellen Verdammung der Homosexuellenwarnen», sagte der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Volker Beck,am Mittwoch in Berlin. «Wenn Homosexualität eine Veranlagung seinkann, wie der neue Katechismus sagt, kann die homosexuelleVeranlagung per se nicht für bestimmte Tätigkeiten disqualifizierendsein», sagte Beck. «Die katholische Kirche scheitert an derethischen, moralischen und theologischen Bewertung derHomosexualität.»
Praktizierte Homosexualität gilt in der katholischen Kirche als«schwere moralische Verwirrung» und «Sünde». Immer wieder gibt esSpekulationen darüber, dass es unter Priestern einen ungewöhnlichhohen Anteil an Homosexuellen gäbe. Mitunter heißt es, ein Viertel,bis zu zu einem Drittel aller Priester sei schwul. Wahrscheinlich mitBlick auf die schweren Kindesmissbrauchs-Skandale durch pädophilePriester, die in den vergangenen Jahren die Kirche in den USA undanderen Ländern erschütterten, heißt es im Vorwort zu dem Papier, dieNormen zur Homosexuellen-Frage seien wegen der «aktuellen Situation»notwendig geworden.