Katholische Kirche Katholische Kirche: Bischof distanziert sich vom Beschluss des Papstes

Rottenburg/dpa. -
In einer am Samstag in Rottenburg veröffentlichten Erklärungwarnte Fürst vor einem Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche: «DieEinheit der Kirche ist ein hohes Gut, dem zu dienen eineherausragende Aufgabe des Papstes und der Bischöfe ist. Aber dieseEinheit ist nicht mit einer Leugnung grundlegender Aussagen des(Zweiten Vatikanischen) Konzils zu vereinbaren. Sonst wird sie um denPreis erkauft, dass viele Gläubige sich innerlich oder äußerlichabwenden.»
Die wieder in die Kirche aufgenommenen Bischöfe dererzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnen dieErgebnisse des Konzils (1962-1965) ab. Sie fordern eine Rückkehr zurlateinischen Messe und ein Ende des ökumenischen Dialogs mit anderenKonfessionen und Religionen. Demgegenüber betonte Fürst,Religionsfreiheit, Ökumene, Dialog mit dem Judentum und dieLiturgiereform gehörten zum unverzichtbaren Erbe des Konzils.
«Theologie und Pastoral unserer Diözese, von mir als Bischofverantwortet, sind und bleiben ohne Wenn und Aber dem Erbe desZweiten Vatikanischen Konzils und seinen zentralen Anliegenverpflichtet», erklärte Fürst. «Der Wille zur wirklichen Einheit mussauf Gegenseitigkeit beruhen. Wer immer sich zur Kirche bekennt, kannnicht wesentliche Grundanliegen des Konzils infrage stellen. Sonstkäme es lediglich zu einer Scheineinheit.»
Scharf kritisierte Fürst die «völlig inakzeptablen Aussagen» desHolocaust-Leugners Richard Williamson. Dieser war zusammen mit dreianderen exkommunizierten Traditionalisten-Bischöfen vor einer Wochevon Papst Benedikt XVI. rehabilitiert worden: «Es belastet mich alsBischof und als Seelsorger, dass diese Vorgänge zur äußeren undinneren Entfremdung zahlreicher Gläubiger von der Kirche, zu einemVertrauensverlust besonders der jüdischen Schwestern und Brüdergegenüber der Kirche sowie zu einer erheblichen Störung deschristlich-jüdischen Dialogs geführt haben.»
Am Freitag hatten bereits die katholischen Theologie-Professorender Universitäten Tübingen, Freiburg und Münster Alarm geschlagen undvon einem «Wendepunkt der Kirchengeschichte» gesprochen. AmWochenende sorgte eine kirchliche Personalentscheidung für neueKritik: Benedikt XVI. ernannte den ultrakonservativenösterreichischen Priester Gerhard Wagner zum Weihbischof derDiözese Linz.