Kassen-Prüfbericht deckt Pflege-Skandal auf
Berlin/dpa. - Bei der Pflege von älteren und bedürftigen Menschen kommt es nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Freitag) zu skandalösen Zuständen. Das Blatt beruft sich dabei auf einen neuen Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK).
Demnach bekommt jeder dritte Pflegefall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) nicht genug zu Essen und zu Trinken. Mehr als 35 Prozent der Heimbewohner und mehr als 42,4 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause werden nicht häufig genug umgebettet und legen sich deshalb wund.
Der Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes, Peter Pick, räumte ein, dass es «Riesenprobleme» gebe. Für den Bericht wurde die Situation von mehr als 40 000 Pflegebedürftigen in Heimen und zu Hause untersucht. Der Bund der Pflegeversicherten gab dem Medizinischen Dienst eine wesentliche Mitschuld an den Missständen. Zugleich verlangte der Vorsitzende des Bundes, Gerd Heming, im Südwestrundfunk (SWR) für die Pflege eine bundeseinheitliche Aufsichtsbehörde nach dem Vorbild der Lebensmittelüberwachung.
Der Präsident des Pflegeverbandes, Rolf Höfert, mahnte im RBB- Inforadio eine Reform der Pflegeversicherung an. Die Pfleger seien an den Grenzen ihrer Möglichkeiten angelangt, sagte Höfert am Freitag im RBB-Inforadio. Der Vorstoß von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), Angehörigen von Pflegebedürftigen Sonderurlaub zu gewähren, stieß bei der Wirtschaft unterdessen auf massive Kritik.