Karl-Theodor zu Guttenberg Karl-Theodor zu Guttenberg: «Er haut zu sehr in die Tasten»

Halle (Saale)/MZ. - Herr Spreng, hätten Sie Minister zu Guttenberg zu dieser Reisebegleitunggeraten?
Spreng: Nein. Ich hätte ihm davon abgeraten. Die Gefahr besteht, dass die Soldaten nur noch die Kulisse für die Guttenberg-Show sind. Es ist natürlich wichtig, dass der Verteidigungsminister die Truppe kurz vor Weihnachten besucht. Aber durch die Ehefrau und die Talk-Show wird wieder der Eindruck einer Medieninszenierung erweckt. Das find ich falsch. Im Mittelpunkt müssen die Soldaten stehen und nicht die Guttenbergs.
Aber durch die Talkshow rücken doch die Soldaten in den Mittelpunkt?
Spreng: Das hätte man auch unspektakulärer machen können. Es gibt in Deutschland genügend traumatisierte Afghanistan Kriegsteilnehmer, die den Schrecken des Kriegserlebt haben. Dafür muss man nicht nach Afghanistan reisen.
Hat er denn keine PR-Berater?
Spreng: Ich glaube er ist ein Naturtalent, aber ein zu gutes.
Wie meinen sie das?
Spreng: Er spielt gut auf dem Medienklavier, aber manchmal haut er zu sehr in die Tasten.
Soll denn eine Marke Guttenberg geschaffen werden?
Spreng: Nein, das glaube ich nicht. Ich halte den Besuch für sehr grenzwertig. Ich glaube nicht, dass er ihm viel nützt. Seine Frau hat ja als Begründung gesagt, sie wollte schon immer mal mitkommen. Das ist aber kein Kriterium.
Aber Frau Köhler hat doch ihren Mann, den früheren Bundespräsidenten Horst Köhler, nach Afghanistan begleitet?
Spreng: Es ist ein Unterschied, ob das Ehepaar Köhler, ein bescheidenes, zurückhaltendes, unglamouröses Paar die Soldaten besucht, oder das Glamourpaar. Das ist ein Qualitätsunterschied.Es ist einfach ein bisschen zu viel.
Wird er dadurch als Politiker unglaubwürdig?
Spreng: Soweit würde ich nicht gehen. Aber von Auftritt zu Auftritterhöht erseine mediale Fallhöhe. Irgendwann hat er die optimale Fallhöhe erreicht. Ich glaube nicht, dass er sie schon erreicht hat. Aber er klettert munter da hoch.
Viermal haben die Deutschen Helmut Kohl zum Kanzler gewählt. Der war ja alles andere als glamourös. Warum erfährt eine so strahlende Gestalt wie Guttenberg heute so große Zustimmung?
Spreng: Er ist eine einmalige Erscheinung. Er ist unabhängig, risikobereit, er macht bella figura und er bewegt ja auch etwas. Er ist kein Schaumschläger. Das wäre ungerecht. Mit der Bundeswehrreform hat er ja etwas erreicht. Es geht vielmehr um die Frage des Verkaufs. Er ist ein Überverkäufer.
Warum spielt die Frau jetzt eine so große Rolle?
Spreng: Sie ist bestimmt eine gebildete Frau mit gutem Auftreten. Aber ich glaube es ist ein Fehler sieso ins Rampenlicht zu stellen. Ich würde ihr Zurückhaltung empfehlen. Politiker Ehefrauen haben ja nur eine geliehen Autorität und geliehenen Glanz, der vom Amt und dem Erfolg ihres Mannes abfällt. Es ist aber die Frage, ob eine Ehefrau in der Öffentlichkeit so auftreten soll, als hätte sie ein eigenes Mandat.
Aber sie hat ein Mandat. Das Mandat, Kinder zu retten…
Spreng: …das ist auch in Ordnung. Jede Politikerfrau sucht sich ein soziales Engagement und ich meinen nicht, dass diese Frauen in der Versenkung verschwinden sollen. Aber man kann das Gute auch zu laut tun.
Birgt es Risiken, sich als Ministergattin so zu exponieren?
Sie begibt sich damit in die politische Arena. Politische Arena heißt, dass sie dann auch kritisiert wird, wie ein Politiker.
Karl-Theodor zu Guttenberg wurde schon als möglicher Kanzlergehandelt. Meinen Sie, er zerstört seine eigenen Chancen durch solche Auftritte?
Spreng: Sein Aufstieg ist noch nicht an dem Punkt angekommen, wo es wieder abwärts geht, aber er kommt diesem Punkt näher.Kanzlerkandidat wird er frühsten 2017, wenn er solange in der Politik bleibt. Ich weiß nicht, wie lang sein Atem reicht.
